Nach zähen Verhandlungen haben sich die niedersächsische Landesregierung und die Hochschulpräsidenten auf die Einführung von Studiengebühren und feste Finanzzusagen für die Hochschulen bis zum Jahr 2010 geeinigt. Ministerpräsident Christian Wulff und die Hochschulleitungen unterzeichneten am 11. Oktober in Hannover einen „Zukunftsvertrag“. Damit soll unter anderem gesichert werden, dass die Landeszuschüsse für die 26 Hochschulen in Niedersachsen nicht verringert werden. Außerdem wird festgelegt, dass vom Sommersemester 2007 an alle 150.000 Studenten 500 Euro Gebühren pro Semester zahlen.
Der Hochschulpakt regelt, dass die jährliche Finanzhilfe des Landes für die Einrichtungen bis zum Jahr 2010 auf dem Niveau von insgesamt etwa 1,5 Milliarden Euro bleibt. Bei den Einnahmen aus den Studiengebühren sei von 2007 an mit rund 130 Millionen Euro jährlich zu rechnen. Die Studiengebühren sollen den Hochschulen zukommen. Allerdings plant Wissenschaftsminister Lutz Stratmann, die Hochschulen zu verpflichten, sechs Prozent in einen Ausfallfonds zu zahlen. Damit sollen die Banken gegen Verluste abgesichert werden, wenn Studenten ihre Kredite, die sie für die Studiengebühren aufgenommen haben, nicht zurückzahlen können.
HRK-Präsident Peter Gaehtgens hat den geplanten Einsatz von Studiengebühren zur Absicherung von Ausfallrisiken scharf kritisiert. „Die Risikoabwälzung auf die Hochschulen ist völlig kontraproduktiv“, sagte Gaehtgens am 12. Oktober der dpa. Es könne nicht sein, dass diese Aufgabe wieder den Hochschulen aufgebrummt“ werde. „Das ist grotesk und verfehlt das primäre Ziel, mit Studiengebühren die Studienbedingungen zu verbessern“, so der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK).
(Quelle: dpa Kulturpolitik via evaNet-Newsletter Nr. 38
"In den unionsregierten Ländern werden die Gebührenpläne konkreter. Baden-Württemberg legte einen Gesetzesentwurf vor, Nordrhein-Westfalen Eckpunkte. Ausnahmen für Bafög-Empfänger gibt es nicht - im Wahlkampf klang das noch anders. Die Gebührengegner formieren sich neu.", berichtet Spiegel-Online.
Die Studie "Wie leben wir im Jahr 2030?" (PDF) der TU Chemnitz / Uni Magdeburg kommt zu folgendem Schluss:
Die Bildung wird weiterhin vom Staat getragen und auch staatlich finanziert. Mittelfristig werden aber alle Bundesländer Studiengebühren erheben, die Finanznot der Hochschulen bleibt dennoch bestehen - auch deshalb, weil man in diesem Bereich sparen kann, ohne dass es der breiten Wählermasse auffällt.[via Informationsdienst Wissenschaft]
Hi, habe erstmals diese Seite aufgerufen und auch gleich an der Umfrage teilgenommen. Überraschend war weniger das Ergebnis, als die Anzahl der votes. Diese Umfrage ist seit dem 06.08.2004 online, wenn ich es recht verstanden habe. In dieser Zeit haben gerade einmal 20(!) Interessierte ihre Stimme abgegeben.
Kann mir das mal jemand erklären?
mphm
Studis online fasst wie folgt zusammen:Die KfW Förderbank - mehrheitlich im Besitz des Bundes - präsentiert heute Eckpunkte für Studiendarlehen. Auch wenn die KfW noch vor einigen Tagen äußerte, das hätte keinen Zusammenhang mit einer etwaigen Einführung von Studiengebühren, so wird der Stifterverband für die deutsche Wissenschaft deutlicher. Da die KfW die Eckpunkte zusammen mit ihm und dem CHE vorstellt, macht auch die Bank sich zum Befürworter von Studiengebühren.weiterlesen...
Jeder Studierende soll nach einem am Mittwoch in Berlin vorgestellten Modell der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) eine staatliche Ausbildungshilfe von 15 000 Euro und ein Darlehen zu niedrigen Zinsen erhalten.
Der Zuschuss soll an die Stelle des bisherigen Kindergelds, von BaföG und Ausbildungsfreibeträgen treten und damit für den Staat kostenneutral sein. Das Darlehen soll bis zu maximal 35 600 Euro betragen und ohne Risikoprüfung über die Kreditanstalt für Wiederaufbau abgewickelt werden. Studenten hätten damit 834 Euro pro Monat für den Lebensunterhalt zur Verfügung.
Nach dem BDA-Vorschlag sollen die einzelnen Universitäten ihre Studiengebühren selbst festlegen und die Mittel daraus auch allein nutzen können. Die Deckelungsgrenze soll 500 Euro pro Semester betragen. Dazu soll es nutzungsabhängige Beiträge geben etwa für die Betreuung von Prüfungen. Die Ausgaben pro Student und Semester liegen nach den BDA-Berechnungen zwischen 1250 und 2000 Euro. Hundt verlangte, dass sich die Bundesländer auf ein bundesweites Darlehensmodell verständigen, um sicherzustellen, dass kein Jugendlicher durch Studienbeiträge vom Studium abgeschreckt wird.
BDA-Präsident Dieter Hundt wandte sich gegen "Horrorszenarien" der Gegner von Studiengebühren (...) Befürchtete Überschuldungen der Studenten von mehr als 120 000 Euro seien "völlig aus der Luft gegriffen", sagte Hundt. Der BDA geht davon aus, dass sich die durchschnittliche Studiendauer auf drei Jahre verkürzen und dass der kürzere Bachelor-Abschluss zur Regel werden wird. Weiterlesen bei wissenschaft-online.de
Siehe auch Studienfinanzierungsmodell des BDA frisch aufgebrüht bei Studis online
Ich bin Studentin und mache mir um meine Zukunft ernsthafte Sorgen. Derzeit befinde ich mich im 3. Semster in meinem Studium der Germanistik und der Geschichte auf Lehramt (Gymnasium). Im Klartext heisst das, dass ich eine Studienzeit habe von 10 Semestern. Meine Eltern haben das Geld nicht mich zu unterstützen, also bekomme ich relativ wenig Bafög.
"Relaitv wenig" bedeutet, dass es für meine Wohnung in der Studentenstadt, für die Kopien und Bücher, für mein Essen und Trinken und die Semestergebühren von 105 Euro ausreichen muss. Nebenbei will ich ab und zu auch mal meine Eltern besuchen und eine Fahrt mit der Bahn ist heutzutage auch nicht mehr die günstigste Option. Alles in allem kommt man da mit Bafög kaum über die Runden.
Nun sagen einige, wir "faule Studenten" sollen arbeiten und uns selbst finanzieren.
Was viele dabei vergessen ist, dass ein Studium keine Beschäftigung ist, wie in einem Büro, bei der man morgens 8 Uhr kommt und mittags 16 Uhr verschwindet, sondern das Studium zum einen die Zeit der Seminare und Vorlesungen in Anspruch nimmt UND die enorme Vor- und Nachbereitungszeit, bei der die restlliche Tageszeit "flöten" geht.
Wann soll man denn arbeiten gehen, wenn man noch zusätzlich den Druck bekommt, das Studium so schnell wie möglich zu beenden?
Was mich allerdings an diesen Studiengebühren noch mehr belastet, als die Tatsache, dass es völlig utopisch ist, aus einer mittelständischen Familie kommend, den Betrag zahlen zu können, ist die Zeit nach meinem Studium.
Habe ich dieses beendet und darf nach der Zeit als Referendarin endlich arbeiten und Geld verdienen, muss ich, mit bereits 30 Jahren, überlegen wie wichtig mein Kinderwusch ist.
Entscheide ich mich schließlich mit 32 Jahren, also mit 2 jähriger Berufserfahrung, für ein Kind und bleibe die ersten 3 Jahre zu Hause, bin ich schließlich 35 Jahre alt und habe weder eine gewisse Selbständigkeit in Form einer Wohnung oder dergleichen, noch die Möglichkeit gehabt, meine enorme Verschuldung abzubezahlen.
Also geht diese Schuldenbegleichung erst ab meinem 35. Lebensjahr los, sofern ich überhaupt bis dahin einen Job habe.
Denn würde mir auch nur ein Politiker garantieren, dass ich nach meiner Ausbildung auch einen Job bekäme, dann würde ich das Geld, mehr oder weniger gerne, zahlen. Doch man muss nun auch die Angst haben, die kommenden 20 Jahre verschuldet zu bleiben, da die Wirtschaftslage nicht gerade berauschend aussieht.
Was ich wirklich nicht verstehe, ist die Tatsache, dass man, anstatt in die Jugend zu finanzieren, diese ausbeutet und vor einen existentiellen Ruin stellt oder vor die Entscheidung: studiere und blute danach oder mache eine der "zahlreichen" Ausbildungen, die wir anbieten können!
Doch am meisten regt mich auf, dass so viele Stundenten in den höheren Semestern oder auch aus einem anderen finanziellen Umfeld kommend eine "scheiss-egal-Haltung" an den Tag legen, da es sie persönlich nicht betreffe. Doch die wenigsten denken an die Zukunft und die eigenen Kinder, die dann, wenn man selbst vielleicht arbeitslos ist, vor einem stehen und mit diesen unschuldigen Kinderaugen einen anschauen und sagen: "Papa, ich will auch studieren. Ich will Arzt werden!"
Nun frage ich in die Welt hinaus: "Wo bitte ist hier der Sozialstaat, den die "Regierenden" und "vom Volk Gewählten" zu realisieren versuchen?"
Ganz interessant dürfte die Umfrage von der StuVe in München sein:
Die Studierendenvertretung der Universität München hat heute die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage unter den Studierenden veröffentlicht. Hierbei wurden Fragebögen an 1640 zufällig ausgewählte Studierende verschickt, 606 sendeten die ausgefüllten Bögen zurück. Die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage sind:
52% der Studierenden sind explizit gegen die Einführung von Studiengebühren im Erststudium, weniger als 5% sprechen sich explizit dafür aus.
Schon bei einem Betrag von 500 Euro pro Semester geben 13,5% an, das Studium abzubrechen. Bei 1000 Euro sind es 29,8%, bei 4500 Euro würden mehr als drei Viertel der Befragten das Studium nicht mehr abschließen.
Die voraussichtliche Studienabbrecherquote ist bei Frauen signifikant höher als bei Männern und bei Studierenden, die sich vor allem durch das BAföG finanzieren höher als bei anderen Einnahmequellen.
Die Umfrage in München geht auch explizit auf die in der Debatte immer wieder als sozialverträglich bezeichneten nachgelagerten Studiengebühren ein. Hier würden bei einer Verschuldung von 5000 Euro (10 Semester a 500 Euro) 6,5% das Studium abbrechen, bei 45000 Verschuldung wieder über drei Viertel der Befragten. Die Studie kommt daher zu dem Ergebnis, dass „die Mehrheit der Studierenden (60%) die Entscheidung ihr Studium abzubrechen nicht vom Zeitpunkt der Rückzahlung abhängig machen, sondern ausschließlich von der Höhe der Gebühren.“
Interessant an der Münchner Untersuchung ist ferner, dass eine starke Mehrheit der Studierenden glaubt, dass Studiengebühren Kinder aus bildungsfernen Schichten vom Studium fernhalten. Die Studie untersucht auf 92 Seiten bildungspolitische Einstellungen und sozialpolitische Auswirkungen der derzeit diskutierten Studiengebührenvarianten. „Die Umfrage ist die ausführlichste Studie der letzten Jahre, die sich mit dem Thema Studiengebühren beschäftigt“, kommentiert Klemens Himpele, Geschäftsführer des Aktionsbündnisses gegen Studiengebühren die Veröffentlichung. „Die Umfrage kommt ohne suggestive Fragestellungen direkt zum Punkt und liefert damit ein brauchbares Ergebnis über die Einstellung der Studierenden zur aktuellen Debatte.“
In der Vergangenheit wurden Umfragen meist gezielt eingesetzt, um Stimmung zu machen. „Die Studierendenvertretung in München verzichtet auf solche CHE-Methoden und kommt zu einem entgegengesetzten Ergebnis: Die Mehrheit der Studierenden ist gegen Studiengebühren,“ so Himpele weiter. „Insbesondere wird dem Mythos der Sozialverträglichkeit nachgelagerter Gebühren eine klare Absage erteilt und deutlich gemacht, dass vor allem die sozial Schwachen die Leittragenden von Gebühren sind.“
Mittwoch 29 September, 2004 14:15 CET
Berlin (Reuters) - Das Münchner Institut für Wirtschaftsforschung (Ifo) und Arbeitgeber-Präsident Dieter Hundt haben die Pläne der Bundesregierung zur Förderung von Elite-Universitäten kritisiert und eine grundlegende Reform der deutschen Hochschulen sowie eine Einführung von Studiengebühren gefordert.
"Eliten kann man nicht verordnen, sie müssen sich im Wettbewerb bilden", erklärte Ifo-Chef Hans-Werner Sinn am Mittwoch in Dresden. Durch die Abschaffung der Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) und die Einführung von Bildungsgutscheinen und Studiengebühren könnten leistungsfördernde Anreize für Studenten geschaffen werden, die dem jetzigen System fehlten. Denkbar sei,... Weiterlesen bei Reuters...
Der SPIEGEL meint dazu folgendes:
Die Gebührenfans laufen sich warm
Schon in den nächsten Monaten könnte das Verbot allgemeiner Studiengebühren kippen. Länder und Rektoren bereiten sich darauf vor, nun haben auch die Arbeitgeber ein eigenes Modell aus dem Hut gezaubert - geschickt getarnt als 15.000-Euro-Geschenk für jeden Studenten.Weiterlesen...
Frankfurt (Oder) (dpa/bb) - Mit einem «Begrüßungsgeld» von rund 200 Euro können Studenten der Europa-Universität Viadrina mit Hauptwohnsitz in Frankfurt (Oder) vom 1. Oktober an rechnen. Wer seinen ersten Wohnsitz in der Oderstadt nehme, erhalte einmalig die Semestergebühren von etwa 200 Euro zurück, teilte die Stadt am Mittwoch mit. Hintergrund sind die an die Zahl der Bewohner gekoppelten Zuwendungen vom Land. [via Welt am Sonntag]