Ich bin Studentin und mache mir um meine Zukunft ernsthafte Sorgen. Derzeit befinde ich mich im 3. Semster in meinem Studium der Germanistik und der Geschichte auf Lehramt (Gymnasium). Im Klartext heisst das, dass ich eine Studienzeit habe von 10 Semestern. Meine Eltern haben das Geld nicht mich zu unterstützen, also bekomme ich relativ wenig Bafög.

"Relaitv wenig" bedeutet, dass es für meine Wohnung in der Studentenstadt, für die Kopien und Bücher, für mein Essen und Trinken und die Semestergebühren von 105 Euro ausreichen muss. Nebenbei will ich ab und zu auch mal meine Eltern besuchen und eine Fahrt mit der Bahn ist heutzutage auch nicht mehr die günstigste Option. Alles in allem kommt man da mit Bafög kaum über die Runden.

Nun sagen einige, wir "faule Studenten" sollen arbeiten und uns selbst finanzieren.
Was viele dabei vergessen ist, dass ein Studium keine Beschäftigung ist, wie in einem Büro, bei der man morgens 8 Uhr kommt und mittags 16 Uhr verschwindet, sondern das Studium zum einen die Zeit der Seminare und Vorlesungen in Anspruch nimmt UND die enorme Vor- und Nachbereitungszeit, bei der die restlliche Tageszeit "flöten" geht.
Wann soll man denn arbeiten gehen, wenn man noch zusätzlich den Druck bekommt, das Studium so schnell wie möglich zu beenden?

Was mich allerdings an diesen Studiengebühren noch mehr belastet, als die Tatsache, dass es völlig utopisch ist, aus einer mittelständischen Familie kommend, den Betrag zahlen zu können, ist die Zeit nach meinem Studium.
Habe ich dieses beendet und darf nach der Zeit als Referendarin endlich arbeiten und Geld verdienen, muss ich, mit bereits 30 Jahren, überlegen wie wichtig mein Kinderwusch ist.

Entscheide ich mich schließlich mit 32 Jahren, also mit 2 jähriger Berufserfahrung, für ein Kind und bleibe die ersten 3 Jahre zu Hause, bin ich schließlich 35 Jahre alt und habe weder eine gewisse Selbständigkeit in Form einer Wohnung oder dergleichen, noch die Möglichkeit gehabt, meine enorme Verschuldung abzubezahlen.
Also geht diese Schuldenbegleichung erst ab meinem 35. Lebensjahr los, sofern ich überhaupt bis dahin einen Job habe.

Denn würde mir auch nur ein Politiker garantieren, dass ich nach meiner Ausbildung auch einen Job bekäme, dann würde ich das Geld, mehr oder weniger gerne, zahlen. Doch man muss nun auch die Angst haben, die kommenden 20 Jahre verschuldet zu bleiben, da die Wirtschaftslage nicht gerade berauschend aussieht.

Was ich wirklich nicht verstehe, ist die Tatsache, dass man, anstatt in die Jugend zu finanzieren, diese ausbeutet und vor einen existentiellen Ruin stellt oder vor die Entscheidung: studiere und blute danach oder mache eine der "zahlreichen" Ausbildungen, die wir anbieten können!

Doch am meisten regt mich auf, dass so viele Stundenten in den höheren Semestern oder auch aus einem anderen finanziellen Umfeld kommend eine "scheiss-egal-Haltung" an den Tag legen, da es sie persönlich nicht betreffe. Doch die wenigsten denken an die Zukunft und die eigenen Kinder, die dann, wenn man selbst vielleicht arbeitslos ist, vor einem stehen und mit diesen unschuldigen Kinderaugen einen anschauen und sagen: "Papa, ich will auch studieren. Ich will Arzt werden!"

Nun frage ich in die Welt hinaus: "Wo bitte ist hier der Sozialstaat, den die "Regierenden" und "vom Volk Gewählten" zu realisieren versuchen?"

# Mittwoch, 2. Februar 2005, 14:39, von mo in Studiengebuehren

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