Bevor sie ganz oben anlangen, werden Bormann und Wulf sich jedoch eine Auszeit nehmen müssen. Die Universität Osnabrück führt sie als Studenten im 22. Semester, also satte sechseinhalb Jahre jenseits der Regelstudienzeit, woran sie vor einiger Zeit auch ein freundlicher, aber bestimmter Brief der Uni-Verwaltung erinnerte. „Klar wollen wir noch unsere Prüfung ablegen“, beschwichtigt Bormann und schnäuzt sich verlegen, „was wir anpacken, bringen wir gewöhnlich auch zu Ende. Aber im Moment wären die Opportunitätskosten einfach zu hoch.“

Btw: Es handelt sich bei den beiden um die Gründer eines "Customer-Care-Unternehmens":Weil Bormann das nun schon seit zehn Jahren macht, fällt es schwer, heute noch zu unterscheiden, ob er einfach seinen Beruf gefunden hat oder die Berufung ihn. Tatsache ist, dass er 1993, als die meisten Deutschen hinter dem Begriff Call Center noch etwas Unanständiges vermuteten, zusammen mit seinem Kumpel Karsten Wulf die Buw Telefonmarketing GmbH gründete. Startkapital: 2400 Mark. Standort: eine Osnabrücker Wohnküche. Kunden: keine. Erfahrung: null. Wulf kündigte einen Bausparvertrag, Bormann seine Lebensversicherung, vom Erlös kauften die Studenten zwei Telefone und einen gebrauchten Computer. Dann griffen sie zum Hörer.
Heute, zehn Jahre später, telefonieren 1700 Menschen im Auftrag von Bormann und Wulf. Die drei Buw Call Center in Osnabrück, Münster und München fangen unter anderem Kunden der Deutschen Post, von Debitel, BMW, Miele und der RWE telefonisch ab. Wer beim Karstadt Club anruft, um sich nach Treueprämien oder Verkaufsaktionen zu erkundigen, landet dort genauso wie Telekom-Kunden, die mit ihrem Schnurlos-Telefon oder ihrer Eumex-Telefonanlage nicht klarkommen. An manchen Tagen klingelt bei Buw mehr als 100000-mal das Telefon und bei den Chefs die Kasse: 27,1 Millionen Euro haben sie im Jahr 2001 umgesetzt. „Wir sind“, konstatiert Bormann zufrieden, „mittlerweile Deutschlands größter inhabergeführter Customer-Care-Dienstleister.“

(den ganzen Artikel in BrandEins)

Anm: Wenn jetzt jemand nicht vor über 10 Jahren, sondern vielleicht erst vor 3 Jahren ein Unternehmen mitten in die wirtschaftliche Abschwungphase gründete und noch immer hoffnungsvoll ist? - Was ist mit solchen Leuten, die jetzt Zwangsabgaben für zuviel wirtschaftliches Engagement löhnen müssen? Die sind tierisch sauer, wie nun mal der Mittelstand nun gerade sauer ist. Bleibt das Gefühl, dass die Wirtschaftssteuerung mal wieder negativ in den Prozess der freien Marktbildung eingreifen will ...


 
 

Natürlich will keiner zahlen. Jeder weiß, daß vom Staat verwaltetes Geld schlecht verwaltetes Geld ist. Wo immer eine große Menge Geld eingesammelt wird, lädt das auch zum Missbrauch ein.

Wir alle kennen die extremen Fälle von Bafög Missbrauch, von Scheinstudenten, die nur die Steuervorteile und KV/RV Freiheit genießen wollen. Jeder stolpert über die Leute in der Mensa, die billig essen, aber nicht studieren.

Besser ist es doch, seine Ausbildung und Zukunft selbst zu gestalten und durch Leistung auch sebst zu bestimmen. Ein zielgerichtet durchgeführtes Studium ist eine gute Voraussetzung für hohe und höchste Einkommen in der Zukunft.

Jetzt sollen die zukünftigen Ärzte, Anwälte, Manager, Spitzenwissenschaftler und Professoren einen kleinen Beitrag zu den immensen Kosten der Ausbildung leisten, denn die Allgemeinheit kann die schon seit Jahren auf Pump finanzierten Leistungen nicht mehr verkraften.

Wenn aber dieser kleinste Beitrag auch nicht geleistet werden soll, wo soll das Land das Geld denn dann hernehmen?

Stimmt ab:
Wenn das Land Hessen effektiv 640 Millionen Euro weniger Steuern einnimmt, an den Universitäten aber keine Studiengebühren eingeführt werden sollen, wie soll dann die fehlenden ca. 50.000.000 Euro finanziert werden?

 
50% (1 Stimme)
Altenheime und -pflege kürzen.

0% (0 Stimmen)
Kindergärten und Kinderbetreuung einstellen / kürzen.

0% (0 Stimmen)
Leistungen an sozial Bedürftige einstellen / kürzen.

 
50% (1 Stimme)
Steuern erhöhen.

0% (0 Stimmen)
Noch mehr Schulden machen.

Insgesamt: 100% (2 Stimmen)

Angelegt von tobiit am 2003/12/08 22:31.
Diese Abstimmung wurde am 2003/12/23 18:44 beendet.

Von tobiit um 11:20 in Allgemeines | 10 Kommentare | Kommentieren

 
 

Eine Frage wuerde mich doch auch mal sehr interessieren:

Wieviele unserer Politiker haben eigentlich ihr Studium in der
Regelstudienzeit geschafft?

Unser leben wird regelrecht sabotiert, haetten wir bei Beginn unseres
Studiums gewusst, dass wir spaeter bluten muessen, haetten wir uns
darauf einstellen koennen. Diese Gelegenheit hatten wir nicht gehabt.

Die Hochschulen zu betreiken, das bringt meiner Meinung nach wenig.
Stattdessen muss es richtig weh tun - auch den Politikern.

Bei den Politikern sollte man das Geld einfordern, nicht bei uns, und wenn das nicht geht, muss man halt mal richtig giftig werden und
zu haerteren Aktionen greifen.

Schliesslich wollen die uns unsere Zukunft zerstoeren.

mfG
Olli


 
 

Hi,

bei Heute läuft eine Online Abstimmung zum Thema Studiengebühren. Ich denke mal da sollten wir mitstimmen!!!

http://www.heute.t-online.de/ZDFheute/voting/vote_frame/0,1487,2087394,00.html


 
 

Im Zuge der Protestaktionen ist ein kurzer und provokativer Video-Spot entstanden. Um diese und weitere Video-Arbeiten geht es um 10 Uhr am 9. Dezember (Dienstag) an der TU Darmstadt. Auf der Lichtwiese im Gebäude L3 - 01 in der "Kuhle" werden diverse Arbeiten vorgestellt. Der Spot "Bildung sichert Zukunft" steht bereits vorab online zum Download bereit:

http://www.bildungsichertzukunft.de.vu


 
 

Ministerpräsident Roland Koch hat bestritten, der Kasseler Universität gezielte Mittelkürzungen angedroht zu haben. In einem Brief an den Kasseler Universitätspräsidenten Rolf-Dieter Postlep schreibt er, dass er lediglich seine Empörung habe ausdrücken wollen. ...
[weiter auf hr-online >>>]


 
 

Vor allem da wird angesetzt, wo der Widerstand kalkulierbar, beherrschbar scheint und ist. Und ganz bewusst setzt die Landesregierung dabei auch auf Vorurteile. Kaum zufällig weist der Sprecher der Landesregierung heute darauf hin, dass Langzeitstudenten, die den Steuerzahler 25 Semester in Anspruch nehmen einen finanziellen Beitrag leisten müssten. Und dass Beamte mehr arbeiten - das regt die Volkseele nun wahrlich nicht auf. Ein ebenso wohlkalkuliertes wie perfides Spiel: Sparen mit einem gehörigen Schuss Populismus. [via hr online]

Denn so wird Politik gemacht. Eine Politik der Fehlinformation, Verfremdung und Lüge. Interessant auch die Tatsache, dass Koch, Corts und Konsorten in letzter Zeit immer wieder und wieder das Bild eines Langzeitstudenten mit 20-25 Semestern auf dem Buckel konstruieren. Tatsache ist, dass es die allermeisten StudentInnen bereits ab dem 13. Semester betreffen wird (Und da landet man dank der miserablen Studienbedingungen an viele Hochschulen weitaus schneller als man denkt). Und aufgrund der Erfahrungen in Nordrhein-Westfalen wissen wir, dass mindestens 40% dieser Leute gar nicht in der Lage sein werden die Gebühren zu zahlen und dann erstmal auf der Strasse sitzen. Aber anscheinend müssen die ehrenwerten Herren unserer Landesregierung zu immer mehr Polemik greifen damit ihnen wenigstens der konservative Mob auf dem Dorfe noch zuhört. Die sogenannten Mehrverdiener im schönen Hessenland hingegen wissen sehr wohl was hier geschieht, sie wählen bewusst diese Lüge, zum Zwecke ihrer persönlichen Bereicherung auf Kosten der Zukunft anderer.


 
 

Während Hessens Ministerpräsident Koch den größten Sozialkahlschlag eines Bundeslandes nach 1945 plant, verpulvert er 613 Millionen Euro für Prestigeprojekte. Von Volkhard Mosler und Frank Eßers.

„Wenn kein Geld da ist, kann auch kein Geld ausgegeben werden“, sagt Roland Koch (CDU) und plant, beim Sozialstaat 1,1 Milliarden Euro zu sparen. Gleichzeitig verschwendet er 613 Millionen Euro: Zum Beispiel für einen Pferderennclub, eine Eliteschule, zwei neue Staatslimousinen und einen neuen Regierungssitz.
Die Kürzungen sind ein Angriff auf breite Teile der Bevölkerung. Studenten sollen Studiengebühren zahlen und 39 Millionen Euro in Kochs Kasse spülen, 1,6 Millionen bei Projekten zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit. Eltern- und Erziehungsberatungsstellen streicht Hessens Regierung 3,8 Millionen. An Schulen und Unis wird gespart.
Auch bei Initiativen von Behinderten, für misshandelte Kinder, von Obdachlosen und Ausländern setzt Koch die Axt an. Während im sozialen Bereich 30 Prozent der Gelder gekappt werden sollen, sind Frauenprojekte mit 60-Prozent-Kürzungen besonders betroffen. 80 Prozent der Einrichtungen, de sich um Weiterbildung oder berufliche Wiedereingliederung kümmern, müssen schließen, falls Koch mit seinen Plänen durchkommt. Von den 40 hessischen Frauenhäusern wird bei 29 gekürzt, acht erhalten gar keine Gelder mehr.
Für andere Dinge macht Koch allerdings Gelder locker: für 70 Millionen Euro will sich der Ministerpräsident eine neue Staatskanzlei bauen. Damit er bequem und in angenehmer Atmosphäre regieren kann, gönnt sich Koch dazu noch 6 Millionen Euro für neue Möbel und Kunstwerke. Auch einem guten Tropfen ist Hessens Regierungschef offenbar nicht abgeneigt: Der neue Weinkeller der Hessischen Staatsweingüter soll 15 Millionen Euro kosten.
Die Eliteschule Schloss Hansenberg beglückt Koch aus Steuermitteln mit 20 Millionen Euro. Die Schule wird von der Landesregierung zusammen mit der Dresdner Bank und dem Pharma- und Chemiekonzern ALTANA AG betrieben. An den staatlichen Schulen fällt gleichzeitig wegen des Lehrermangels mindestens 10 Prozent des Unterrichts aus und die Klassen sind größer geworden: Nur ein Lehrer, der Frontalunterricht für 33 Schüler erteilt, ist keine Ausnahme. Koch reicht das noch nicht: 3 Millionen will er bei den Lehrmitteln streichen.


 
 

Experte sieht keinen Sinn in den Gebühren
Sogar die professionellen Befürworter von allgemeinen Studiengebühren sind der Ansicht, dass Gebühren für LangzeitstudentInnen, so wie von der hessischen Landesregierung geplant, keinen Sinn machen! Damit wird eines deutlich: Egal was man von Studiengebühren halten mag, die Pläne der hessischen Landesregierung sind so oder so völlig widersinnig und daher abzulehnen. Ein Auszug aus dem ZDF-Interview mit Frank Ziegele vom Centrum für Hochschulentwicklung (CHE): ZDFonline: Was spricht für die Einführung von Langzeitstudiengebühren?

Frank Ziegele: Dafür spricht eigentlich ziemlich wenig. Das Centrum für Hochschulentwicklung hat sich immer gegen die Einführung für Langzeitstudiengebühren, aber für die Einführung von allgemeinen Studiengebühren ausgesprochen. Die Langzeitgebühren haben völlig widersinnige Effekte auf die Anbieter der Lehrleistung: Denn es lohnt sich erst richtig, wenn die Studenten lange studieren. [...] Im schlimmsten Fall wird der Student in der Examensphase Langzeitstudent und muss, um Geld zu verdienen, anfangen zu arbeiten. Dadurch dauert sein Studium natürlich noch länger. [...]

ZDFonline: Sind es wirklich die Langzeitstudenten, die hohe Kosten verursachen?

Ziegele: Nein, man kann sogar davon ausgehen, dass Langzeitstudenten häufig keinen Cent mehr kosten als Kurzzeitstudenten. Sie sind oft Teilzeitstudenten, die nebenher arbeiten oder Kinder haben und deswegen nicht Vollzeit studieren. Sie besuchen nur einen Teil der Veranstaltungen, die sie eigentlich in einem Semester besuchen müssten. Daher kosten sie natürlich überhaupt nicht mehr, da sie die Leistung der Hochschule in gleichem Umfang beanspruchen, aber über eine längere Zeit gestreckt.

ZDFonline: Warum dann die Langzeitstudiengebühren?

Ziegele: Weil es politisch sehr schön wirkt und am Stammtisch sehr gut ankommt. Man kann über die faulen Studenten schimpfen, die nur rumhängen, nichts tun und schneller studieren sollen. Eine tiefere Rationalität kann ich in diesem System nicht erkennen. Auch werden die Einnahmen sehr gering bleiben. Wir werden gar nicht die Möglichkeit haben, mit den Einnahmen aus Langzeitgebühren die Studienqualität zu verändern. Im Idealfall gibt es keinen Langzeitstudierenden mehr und die Einnahmen sind gleich null.
Ich denke, mit dieser Stellungnahme und den herablassenden Äusserungen von Wissenschaftsminister Udo Corts wird es recht deutlich, was für eine populistische Stammtisch-Politik die hessische CDU betreibt. Dies deckt sich auch gut mit ihrem Informationsmanagent: Roland Koch teil seinem geneigten Volke auf seiner Website auch nicht mehr seine Öffentlichkeitstermine mit, auf dass sich niemand bei ihm beschweren kann. Die Studierenden sind aber besser informiert als es sich Herr Koch sogar von den seine Website besuchende Wählern wünscht, und werden ihm daher heute Abend bei seinem Vortrag in Frankfurt einen Besuch abstatten.

Von moe um 01:45 in Allgemeines | 0 Kommentare | Kommentieren

 
 

Der hessische Ministerpräsident Roland Koch hat mittels seiner Richtlinienkompetenz verfügt, dass im kommenden Landeshaushalt eine zerstörerische Streichaktion stattfindet. Diese Streichliste steht für schweren Wahlbetrug, sie steht für einen finanzpolitischen Offenbarungseid, sie steht für Sozialabbau. Die SPD-Landtagsfraktion informiert hier über die Streichmaßnahmen und über deren Folgen.

Von moe um 00:58 in Allgemeines | 0 Kommentare | Kommentieren