Das hessische Innenministerium hat in buchstäblich letzter Minute die Einstellung eines qualifizierten Lehrers an der Martin-Buber-Schule im südhessischen Heppenheim verhindert.

Per Telefonanruf erhielt der Rektor der Schule den Befehl, dem angehenden Lehrer keinesfalls den Vertrag zur Unterschrift vorzulegen. Das berichtet Spiegel-Online.

In den Artikel heißt es:

"Der Rektor ist konsterniert, Michael Csaszkóczy erst recht. Er fährt an diesem Tag wieder nach Hause und wartet seitdem auf eine Begründung seiner Ablehnung.

An den Noten und Zeugnissen lag es nicht: Das zweite Staatsexamen nach dem Referendariat schaffte er mit 1,8 und setzte sich unter neun Kandidaten der Martin-Buber-Schule als bester Bewerber durch. Dennoch bekommt er die Stelle nicht."

Dem Lehrer wird eine falsche Gesinnung vorgeworfen. Das Ministerium sagt, es bestünden Zweifel an seiner Verfassungstreue.

Ihm wird vor allem seine Mitgliedschaft in der Antifa Heidelberg vorgeworfen. Schon vor einem Jahr hatte sich das ebenfalls CDU-geführte Baden-Württemberg geweigert, den Lehrer einzustellen.

Der Lehrer gibt an, Gewalt gegen Menschen und Sachen strikt abzulehnen. Im Spiegel-Online-Artikel heißt es zu dem Lehrer:

"Als Mitglied der Antifaschistischen Initiative Heidelberg hatte Csaszkóczy sich zum Beispiel gegen Rechtsradikale engagiert, Jugendliche auf den Spuren des Nationalsozialismus durch die Stadt geführt, Demonstrationen gegen Mietwucher organisiert.

Er war einer der Wortführer der lokalen Autonomen-Szene und wurde zehn Jahre lang vom Verfassungsschutz beobachtet.

Vor allem zwei Sätze aus einem Grundsatzpapier der Antifa-Initiative wurden ihm zum beruflichen Verhängnis:

'Militanz, die sich durch angemessene Zielgerichtetheit, permanente Selbstreflexion, konsequente Abwägung und hohes Verantwortungsbewusstsein der Agierenden auszeichnet, betrachten wir als legitimes Mittel im Kampf um Befreiung.'

Und:

An 'den herrschenden Unterdrückungsverhältnissen' werde sich auf parlamentarischen Weg 'nichts Grundlegendes ändern'."

Durch das Eingreifen der hessischen Landesregierung ist der Mann nun weiterhin gezwungen, von Arbeitslosengeld II zu leben, also von ca. 340 Euro im Monat.

So straft man "Gesinnungsverbrecher" ab.

Von bernima um 18:48 in Diktatur | 0 Kommentare | Kommentieren

 
 

Auf der Website der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main findet sich eine Stellungnahme gegen die fortschreitende Ökonomisierung des Bildungssystems, welche von den Erziehungswissenschaftlern Andreas Gruschka, Ulrich Herrmann, Frank-Olaf Radtke, Udo Rauin, Jörg Ruhloff, Horst Rumpf und Michael Winkler unterzeichnet wurde:
 

Fünf Einsprüche gegen die technokratische Umsteuerung des Bildungswesens

Wir laden ein zu einer Zusammenkunft von Erziehungswissenschaftlerinnen und Pädagogen am
Montag, dem 10. Oktober 2005, 12.30-17 Uhr,
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Campus Bockenheim, Mertonstraße, Hörsaal IV
Bei dieser Gelegenheit sollen die folgenden fünf Einsprüche erläutert, diskutiert und der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
  1. Wir wenden uns gegen die Illusionen einer alle politischen Parteien übergreifenden Bildungspolitik, die das Bildungssystem nach betriebswirtschaftlichen Mustern in den Griff zu bekommen sucht.
  2. Wir widersprechen der völlig irreführenden Behauptung, bei der gegenwärtigen Umorganisation der Bildungsinstitutionen gehe es um mehr Autonomie von Schulen und Hochschulen.
  3. Wir halten es für einen folgenschweren Irrtum, wenn behauptet wird, Erziehungswissenschaft erfülle ihren öffentlichen Auftrag nur dann, wenn sie unmittelbar verfügbare und kurzfristig nutzbare Ergebnisse für Politik und Praxis zeitige.
  4. Wir protestieren gegen die weitere Aushöhlung von universitären Studiengängen - insbesondere auch in der Lehrerausbildung - durch ihre zunehmende Verschulung.
  5. Wir bezweifeln die vorherrschende Meinung, die Festlegung und Durchsetzung von Leistungsstandards zur Überprüfung von Basiskompetenzen sei ein geeignetes Mittel, um der demokratischen Forderung nach größtmöglicher Gleichheit der Bildungschancen Genüge zu tun.
Aufruf und die fünf Thesen ausführlich als PDF.

Die FAZ kommentiert hierzu:
Ausgestattet mit einem ausgeprägten historischen Bewußtsein, hätten es vielleicht mehr Hochschullehrer gewagt, an die Verantwortung der Schulen und Hochschulen für die Entwicklung selbständig denkender und urteilender Menschen zu erinnern. Denn sie müßten durch das hörige Mitläufertum vieler ihrer Amtsvorgänger im vergangenen Jahrhundert gewarnt sein. Heutzutage riskiert kein Professor seine Existenz, wenn er Kritik nicht nur äußert, sondern sich dem kurzatmigen, ministeriell verordneten Reformaktivismus widersetzt.

Von moe um 18:44 in Kritisches | 0 Kommentare | Kommentieren

 
 

Bei N24.de gibt es eine kurze Übersicht, welche die Bildungspolitik der Wahlprogramme von CDU/CSU, SPD, Grünen, FPD und der Linkspartei vergleicht.

Von moe um 17:50 in Presse | 0 Kommentare | Kommentieren

 
 

Unter dem Motto "Universität des dritten Lebensalters" lockt die Frankfurter Hochschule seit 20 Jahren Senioren in die Hörsäle. Jetzt will man die Geister wieder loswerden, die man rief. Für die 2500 Uni-Rentner wird das reguläre Angebot ab dem Wintersemester gesperrt.
Offiziell wird die umstrittene Maßnahme von Uni-Präsident Rudolf Steinberg damit begründet, dass es vor allem aus Gründen der Effizienz des Regelstudiums und der geforderten Leistungssteigerung der Lehre jetzt nötig sei, die Universität generell für Hörer der "Universität des dritten Lebensalters" (U3L) zu schließen. [...]

Senioren, die ab dem Wintersemester weiter zur Uni gehen wollen, können sich dann als Gasthörer einschreiben, sofern das aus Kapazitätsgründen zugelassen wird. Für die erste belegte Veranstaltung müssen Gasthörer 100 Euro bezahlen, für jede weitere sind 50 Euro fällig. Das ist deutlich teuerer, als die bisherige "U3L"-Regelung, bei der mit 80 Euro pro Semester alle Türen offenstanden.
Weiterlesen beim Gießener Anzeiger vom 25. Juli 2005. [via kHOSSmos]

Von moe um 18:32 in Presse | 0 Kommentare | Kommentieren

 
 

Studiengebühren wurden als sozialverträglich angekündigt. Doch die Befürchtungen der Gebührengegner bewahrheiten sich schneller als gedacht (Von Jan-Martin Wiarda)

Was wurde am Anfang nicht alles versprochen: Sozialverträglich sollten Studiengebühren natürlich sein; erst wenn ein vernünftiges System von Studienkrediten installiert sei, würden Gebühren eingeführt. Und selbstredend müsse jeder zusätzliche Euro ausschließlich den Hochschulen zugute kommen.

Doch mittlerweile werden beide Versprechen arg strapaziert.
Weiterlesen bei der ZEIT: Leere Kassen und leere Versprechen.

Die ZEIT bringt also mal ungefähr das auf den Punkt, was die GegnerInnen von Studiengebühren schon die ganze Zeit sagten: Studiengebühren sind reines Abkassieren, und kommen den Unis nicht nur nicht zugute, sondern es werden im Gegenzug auch noch die Mittel weiter gekürzt. Nur "schneller als gedacht" ist hier eigentlich nichts passiert, denn es war ziemlich absehbar. Durch Gebühren werden Unis keinen Deut besser, nur ziehen sich die Länder eben aus der Finanzierung zurück.

Von moe um 13:59 in Presse | 0 Kommentare | Kommentieren

 
 

Gestern haben wir unter http://www.laesterecke.de den "Webring gegen
Studiengebuehren" ins Leben gerufen! Wir wuerden uns freuen, wenn
Ihr die Aktion unterstuetzen wuerdet und einen unserer Buttons +
Verlinkung auf Eure Homepages setzt. Im Gegenzug werdet Ihr natuerlich
von uns verlinkt, damit ein Netzwerk gegen Studiengebuehren entsteht,
an dem alle Protestseiten, aber auch private Homepages mitmachen, die
Ihre Stimme gegen Studiengebuehren erheben!

Von laresistance um 12:18 in Aktionen | 2 Kommentare | Kommentieren