Hessen verblödet: Dank der Studiengebühren fangen immer weniger Leute ein Studium an. Die Auswirkungen der zu diesem Semester in Hessen eingeführten Langzeitstudiengebühren machen sich auch an der Fachhochschule Wiesbaden (FHW) bemerkbar: Mit 475 neuen Studenten konnte FH-Präsident Professor Clemens Klockner deutlich weniger Erstsemester als im Vorjahr am Standort Wiesbaden begrüßen. Während in Geisenheim generell zum Sommersemester keine neuen Studenten aufgenommen werden, kamen in Rüsselsheim weitere 150 Männer und Frauen hinzu. Damit wählten insgesamt 49 Studenten weniger eine Erstimmatrikulation an der FHW als 2003. Hätte man nicht erstmalig Business Law zu einem Sommersemester angeboten, wäre diese Zahl noch höher gewesen. Weiterlesen beim Rhein-Mainer.
Mehr als 6300 Bewerber, so viele wie nie zuvor, wollen zum Sommersemester einen Studienplatz in Mainz ergattern. Die Uni rechnet damit, dass erstmals die Gesamtzahl von 34000 Studenten überschritten wird. Mitverursacht wird die Schwemme von hessischen Studenten, die vor Studiengebühren in ihrem Bundesland flüchten. Weiterlesen beim Main-Rheiner.
Mainz (ddp-rps). An den Hochschulen in Rheinland-Pfalz sollen zum Wintersemester Studienkonten und Studiengebühren für Langzeitstudenten eingeführt werden. Das hat die sozialliberale Landesregierung am Dienstag beschlossen, wie Wissenschaftsminister Jürgen Zöllner (SPD) im Anschluss an die Sitzung des Ministerrats in Mainz mitteilte. Bei einem Überschreiten des 1,75-Fachen der Regelstudienzeit werden demnach künftig 650 Euro pro Semester fällig. Davon sei zunächst jeder zehnte Student in Rheinland-Pfalz betroffen, sagte Zöllner, rund 8000 Studenten insgesamt. Prinzipiell bleibt das Erststudium aber gebührenfrei. Die Studenten müssen künftig erst zahlen, wenn ihr Konto mit 200 Semesterwochenstunden aufgebraucht ist.
Zöllner betonte, das Studienkontenmodell sei «der einzige Weg, um ein unentgeltliches Erststudium zu garantieren und die generelle Einführung von Studiengebühren ab dem ersten Semester zu verhindern». Nach dem anstehenden Verfassungsgerichtsurteil werden Hessen und Baden-Württemberg Zöllner zufolge möglicherweise Studiengebühren ab dem ersten Semester einführen. Das wolle er für Rheinland-Pfalz mit der frühzeitigen Einführung des Studienkontenmodells verhindern. Weiterlesen bei Yahoo.
Zentrale Demos sind an diesem Tag in Berlin, Köln und Stuttgart geplant. Organisiert wird das Ganze von attac und den DGB-Gewerkschaften. Mehr Infos gibt es bei attac unter http://www.attac.de/demo3.4/ oder der gew unter http://gew.de/aktuell.html#ea
Die Mitfahrt mit Gewerkschaftsbussen ist kostenlos. Von Gießen aus siehe hier, von Marburg aus siehe hier.
Auf!
Nachdem das HMWK schon am 9. März vorsichtig >optimistisch< ob der Folgen des StuGuG war, bricht nun die helle Freude aus:
ERSTE POSITIVE BILANZ NACH EINFÜHRUNG VON LANGZEITSTUDIENGEBÜHREN
Wiesbaden – „Das neue Studienguthabengesetz zeigt erste Erfolge“, stellte Hessens Wissenschaftsminister, Udo Corts, heute in Wiesbaden fest. Zwar lägen noch keine endgültigen Zahlen der Exmatrikulationen vor, aber der Trend bestätige die Erwartungen. „Vieles spricht dafür, dass es uns gelungen ist, den Missbrauch des Studentenstatus’ zu stoppen, um in den Genuss sozialer Vergünstigungen zu kommen“, sagte der Minister. Ein günstiges RMV-Ticket oder Kino ermäßigt sei nun kein
Anreiz mehr, zum Schein ein Studium aufzunehmen.
Die Einführung des Studienguthabengesetzes wirkt sich nach Ansicht des Ministers auch positiv auf jene aus, „die sich von der Alma Mater nicht trennen können“ - „Die Langzeitstudenten sind in der Realität angekommen. Sie haben erkannt, dass es auch ein Studium nicht endlos zum Nulltarif geben kann.“ Das sei für viele die Chance, entweder durchzustarten oder sich neu zu orientieren. Diejenigen Langzeitstudenten, die kurz vor dem Abschluss stehen, können sich die Gebühr zurückerstatten lassen, wenn sie ihr Studium bis zum Ablauf WS 2005/2006 zum Abschluss bringen.
Für eine abschließende Bewertung ist es nach Ansicht des Wissenschaftsministers aber noch zu früh. Zur Zeit seien die Hochschulen noch dabei, die Zahlen zu sammeln. Quelle: HMWK-PM
Neu daran ist, dass sich das Wissenschaftsministerium nun nicht nur Sorgen um den RMV, sondern auch um die hessischen Kinobesitzer macht... alles WählerInnen?
Die Studiengebühren der Landesregierung zeigen Wirkung: An der Uni Kassel haben sich zum kommenden Sommersemester 952 Studierende exmatrikuliert, im Sommersemester des Vorjahres waren es 59. [via Unik]
Wir können also mit Fug und Recht behaupten, dass wir dank Studiengebühren mehr Menschen in die Arbeitslosigkeit, und weniger Menschen in die Unis bekommen.
Studiengebühren sollen den Unis mehr Geld bringen, den Studenten mehr Mitsprache - offenbar alles Humbug. Nach einem neuen Bundestags-Gutachten behalten die Länder die Einnahmen, die Hochschulen dagegen haben jede Menge Scherereien. [...]
Dass Hochschulen und auch Studenten selbst nicht wirklich von Studiengebühren profitieren, belegen auch Beispiele aus anderen Ländern. In Österreich etwa kassiert der Staat einen Großteil der Beiträge ein, so dass die Studenten zwar zahlen, aber nicht besser studieren. In Australien, Großbritannien oder den USA dürfen die Hochschulen die Gebühren zwar behalten, dafür kürzt der Staat ihnen aber öffentliche Zuschüsse weg.
Für die Hochschulen bedeutet das: Sie haben nicht unbedingt mehr Geld. Aber um das, was sie brauchen, müssen sie stärker konkurrieren. Dies belegt eine aktuelle Analyse der sozialen Auswirkungen von Studiengebühren, die der Wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestages auf Anfrage der PDS-Abgeordneten Gesine Loetzsch erstellt hat.
Im Gutachten werden nahezu alle Argumente für Studiengebühren am Beispiel der Modelle anderer Länder widerlegt: Demnach führen Studiengebühren weder zu einem schnelleren Studienabschluss, noch können die Studenten als zahlende Kunden mehr Einfluss auf ihre Situation nehmen und etwa für bessere Studienbedingungen eintreten. "Das", konstatiert Gregor Strate, Autor der Analyse, "entspricht eher theoretischem Wunschdenken als der Realität." [via Spiegel Online]
Das deutsche Bildungssystem verhindert durch seine Kostenverteilung, dass Kinder aus sozial schwachen Familien eine höhere Bildung erhalten. Dies ist das Ergebnis einer am Freitag veröffentlichten Studie des Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie (FiBS). Während die Kosten der Schulausbildung zu 19 Prozent, die eines Studiums gar zu 49 Prozent privat von Studenten oder Eltern finanziert werden müssen, beträgt dieser Anteil bei der Berufsausbildung nur vier Prozent. Wenn ein Kind also nach der Sekundarstufe I eine Berufsausbildung beginnt, entstehen den Eltern durch die geringeren Lebenshaltungskosten für das Kind und das Kindergeld, das sie trotzdem erhalten, hohe finanzielle Vorteile. Dies verhindert aber einen stärkeren Zugang einkommensschwacher Schichten zu weiterführender Bildung, zunächst zur gymnasialen Oberstufe, warnte das FiBS. Die Einführung von Studiengebühren, auch in Form von Gutscheinen, sei deshalb kontraproduktiv. Im Gegenteil müsse gerade für bildungsferne Schichten der Zugang zu Kindertagesstätten, gymnasialer Oberstufe und Hochschule stärker gefördert werden.
Das FiBS hatte im Auftrag des Bundesbildungsministeriums die gesamten Ausgaben für Bildung und deren Finanzierung betrachtet. Die Studie räumt mit einigen verbreiteten Vorurteilen auf: Die Berufsausbildung beispielsweise wird nicht überwiegend durch die ausbildenden Betriebe, sondern zu zwei Dritteln durch den Staat finanziert. Der Anteil der Unternehmen beträgt nur 31 Prozent, die privaten Haushalte zahlen vier Prozent.
Dagegen ist ein Studium für die Studierenden bzw. ihre Eltern keineswegs kostenlos: Nur 51 Prozent der Kosten zahlt der Staat, den Rest müssen die Familien selbst aufbringen. "Damit ist das in Deutschland gängige Vorurteil eines kostenlosen Studiums endgültig widerlegt", fassen die Forscher zusammen. Weiterlesen bei ngo-online [via Genosse Tabu]





