Original auf www.weltraumpapst.dl.am


Gestern Abend wurden 47 Leute festgenommen, die sich auf einer Party im "Café KOZ" (neuerdings auch "Café Corts") auf dem Frankfurter Uni-Campus befanden.
Die Polizei kam gegen 2h an, umstellte das Gebäude und stürmte es gegen 4h. Dabei gingen Fensterscheiben zu Bruch und die Damen und Herren in Grün gingen äußerst brutal gegen die friedlichen Partygäste vor. Der Einsatz von Schlagstöcken und Tränengas war der Normalfall und das Studentecafé wurde halb zerstört. Ich war dort und hab mir die Verwüstung (von etwas anderem kann man nicht mehr sprechen) gesehen.
Platzwunden und Schwellungen waren keine Ausnahme. Auch machten die Greenhorns kein halt vor Frauen oder Wehrlosen.
Grund für die ganze Aktion war, dass einige Menschen Scheiben in der Nähe zerstörten und eine Mülltonne brannte. Die Polizei hatte jedoch keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass die "Täter" sich im Café befanden. Laut Polizeibericht wurden "47 Tatverdächtigte" mitgenommen.

Mehr dazu weiter unten im Beitrag.

Von den Ereignissen Wind bekommen machten sich ca. 20 Marburger, die gerade im Umland herumirrten auf zur Bockenheimer Warte, um die StudentInnen aus Frankfurt zu unterstützen. Dort angekommen fanden wir einen kleinen, harten Kern an Protestierende, doch kaum jemand in der Uni wusste Bescheid. Also Flyer drucken, in die Vorlesungen und reden, reden, reden. In einigen VLs (wie z.B. Jura und BWL - ohne jetzt ein Vorurteil gegen genannte Studienfächer oder Studierende auszusprechen) wurde geklatscht als wir erzählten, dass knapp 50 Studis aus dem KOZ geprügelt und festgenommen wurden und einige Profs reagierten nicht gerade kooperativ.
Schon dort merkte ich wie wenig in der größten Stadt Hessens mobilisiert wurde, wie wenige Studenten aber auch bereit sind auf die Straße zu gehen.

Nach langem Hin und Her, einigen spontanen Reden und langem Warten auf "die Anderem vom Westend" liefen dann endlich 350-400 Studenten los und besetzten gleich die erste Kreuzung.
Der Plan war zum Polizeipräsidium zu laufen und für die Freilassung der noch Inhaftierten (gegen 13h immerhin noch ~25, ohne Essen oder Trinken!) zu demonstrieren.
Auf dem Weg dorthin teilten uns die "Communicators" -die übrigens immer mit Dienstwaffe rumlaufen (tolle Kommunikation!)- dass bereits alle freigelassen wurden.

Neues Ziel war dann die Börse, die teils besetzt wurde. Einige brachen gewaltsam eine Glastür auf um den Massen Eintritt zu gewährleisten. Ich persönlich war nicht drin, da direkt vor der Börse eine Messe war, die Polizei uns wunderschön kesseln könnte, was sie auch tat, und mir alles zu unkoordiniert lief.

Irgendwann wurden wir -mittlerweile nur noch knapp 150 Demonstranten- von mindestens 350 Polizisten mit kompletter Montur gekesselt. Die Polizei wollte einen Verwantwortlichen und gab sich mit "Roland Koch" als Antwort nicht zufrieden. Irgendwann wurde dann eine weitere Demoroute verhandelt, doch wir Marburger machten uns auf gen Heimat, da wir eine lange Nacht hinter uns hatten.

Was mich sehr gestört hat, war der sehr linke Block an Demonstranten, die ihre ganze Wut verbal an den Polizisten und Deutschland allgemein ausließen (u.a. Sprüche wie"No justice, no peace... fuck the police!").

Allgemein hatte ich in Frankfurt sehr das Gefühl, dass es Potential und einige Aktive gibt, der Stein doch irgendwie nicht ins Rollen gebracht wird. Keiner will -auch nicht inoffiziell- ein bißchen Verantwortung übernehmen und keiner weiss wirklich Bescheid. Komische Situation, da in Marburg selbst die Spontandemos immer halbwegs koordiniert liefen.
Frankfurt hat Standorte, die wir in Marburg Hände ringend suchen. Autobahn, Hauptbahnhof, Messe, Banken (u.a die EZB), die Börse undundund...


Ganz viele Infos und Links auf http://de.indymedia.org


Den Flyer den wir heute in der Uni FFM verteilt haben:

Polizei stürmt KOZ – 48 Verhaftet !


Die Polizei hat sich am Morgen des 22.06.2006 unter Missachtung des Hausrechtes des AStA und der MieterInnen gewaltsam Zutritt zum Studierendenhaus der Studierendenschaft der J.W. Goethe-Universität Frankfurt verschafft. Dort hatte am Abend, im Anschluss an die gestrige Demonstration gegen Studiengebühren, in Zusammenarbeit mit dem AStA eine Feier im Cafe KOZ stattgefunden. Entgegen anderer Verlautbarungen handelte es sich hierbei also nicht um eine Besetzung des Gebäudes. Um ca. 2:00 Uhr rückten mehrere Hundertschaften der Polizei an und umstellten das Studierendenhaus. Sie drängten die Partygäste ohne Begründung in das Gebäude, woraufhin diese sich ins Haus zurückzogen und die Türen abschlossen. Drinnen wurde weiter ausgelassen gefeiert. Um ca. 4:00 Uhr schlugen Polizeikräfte die Frontscheibe des Studierendencafes ein um sich so gewaltsamen Zutritt zu dem Gebäude zu verschaffen. Auf diesem Wege wurden die Räumlichkeiten von hunderten behelmten Polizisten gestürmt. Sie verteilten sich im ganzen Studierendenhaus und nahmen achtundvierzig PartybesucherInnen fest. Im Zuge ihres rücksichtslosen Vorgehens unter Einsatz von Pfefferspray und Schlagstöcken verletzten Polizeikräfte mehrere Personen und verursachten erheblichen Sachschaden an der Einrichtung des Studierendenhauses. Dieses ist seit 1953 Eigentum der Studierendenschaft der J.W. Goethe-Universität und wird mit deren Mitteln betrieben und verwaltet.

Dies ist offenbar als böses Nachtreten zu verstehen, da bei der vorangegangen Demonstration gestern (MI, 21.6.06) die Proteste effektiv und friedlich in die Innenstadt getragen wurden. Dies wollte die Polizei offenbar nicht so stehen lassen. Ansonsten ist es nicht zu erklären, dass ALLE Partygäste INKLUSIVE des Pfortenpersonals festgenommen wurden und bis jetzt noch in Haft einsitzen.

# Freitag, 23. Juni 2006, 00:47, von weltraumpapst in Frankfurt

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nbkdnzr kommentierte am Freitag, 23. Juni 2006, 01:23:

manueller Trackback:
http://disturbed-reality.de/blog/?p=1381

Ansonsten kann ich ein noch traurigeres Bild aus Gießen berichten, hier redet sich ein harter Kern die Zunge fusselig, andere zelten am Campus aber die Masse läuft weiter in die Vorlesungen und macht nix :(

Es müssen viel mehr Demos stattfinden, nicht nur beschränkt auf den bundesweiten Aktionsbla im Süden! Damit schafft man Aufmerksamkeit, damit reden die Leute über uns udn das verbundene Ziel!

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panx antwortete am Samstag, 24. Juni 2006, 15:35:
?

was soll bitte dieser absatz darin? >>
Was mich sehr gestört hat, war der sehr linke Block an Demonstranten, die ihre ganze Wut verbal an den Polizisten und Deutschland allgemein ausließen (u.a. Sprüche wie"No justice, no peace... fuck the police!").<<

die linken gruppen sind auch teil des protestes. nicht mehr und nicht weniger. es sollte nicht mit spaltereien angefangen werden, das bringt doch nix. das ist genau das was sich die polizei und sonstige verantwortliche wünschen.
und das leute nach so einer nacht verdammt nochmal wütend sind und das dann auch rauslassen ist doch klar, oder?

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lord krake antwortete am Sonntag, 25. Juni 2006, 01:58:
Inhaftierung

Hallo, wurde selber am Bahnhof verhaftet und muss sagen, dass wir im Präsidium fair behandelt wurden, wir haben immer zu trinken bekommen und konnten auch jederzeit auf Toilette. Natürlich war es sehr unangenehm aber es ist falsch, dass man dort unter solchen Bedingungen festgehalten wird.

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weltraumpapst antwortete am Sonntag, 25. Juni 2006, 13:22:

panx:

was dieser absatz soll?? meine eigene meinung bekunden..

"was MICH sehr gestört hat"...

natürlich sind die linken teil der proteste und ich hab überhaupt nichts gegen sie. ihre wut wegen des vortages versteh ich auch.. trotzdem kann ich solche sprüche (wie z b auch "ohne bildung werd' ich polizist) nicht gutheißen..

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erdbeermilch antwortete am Sonntag, 25. Juni 2006, 20:49:

bin prinzipiell auch gegen solche sprüche, finde allerdings, dass angesichts der vorherigen ereignisse verständnis dafür gezeigt werden sollte, dass es nicht allen gelingt, sich zusammenzureißen. würde ich im übrigen nicht unbedingt auf die "linken" beziehen, da sich im moment wohl auch leute, die ich nicht zwangsläufig zu den linken zählen würden, von der polizei und deren aktionen angegriffen fühlen. darüber muss sich niemand wundern und die polizei zu allerletzt. ich denke, es ist wichtig, dass wir unser eigentliches ziel nicht aus den augen verlieren aufgrund solcher aktionen. letztendlich bekämpfen wir nicht die polizei, sondern den sozialabbau (unter dem unsere grün-weißen freunde schließlich auch leiden)! in diesem sinne: wir lassen uns nicht einschüchtern und auch nicht kriminalisieren, sondern werden weitermachen bis die landesregierung uns endlich erstnimmt!

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