Ich bin soeben vom Landesparteitag der CDU in Wiesbaden zurückgekehrt und werde hier im folgenden meinen persönlichen Erlebnisbericht wiedergeben, der keineswegs den Anspruch hat vollständig zu sein, habe ich doch auch nur 2 Augen und kann nicht überall gleichzeitig sein. Ergänzungen bitte in den Kommentaren!
Nachdem eine Gruppe Marburger (ca. 200?) sich um 07.35 Uhr mit dem Zug nach Frankfurt, zur Weiterfahrt nach Wiesbaden aufmachte, wurde das Wetter leider immer schlechter, was uns keineswegs unsere Protestlaune nahm. Soziale Ungerechtigkeit gibt es schließlich auch bei schlechtem Wetter!
In Wiesbaden angekommen wurden wir auch gleich in einem Park vorm Bahnhof von den bereits anwesenden Demonstranten erwartet. Zu dieser Zeit war noch recht wenig los, die Zeit der Protestierenden erhöhte sich aber ständig. Erst ging es unangemeldet (?) einmal um das Gebäude, in dem der Landesparteitag stattfand, herum: es gab Strassenblockaden und die bekannten Sprechchöre wurden gerufen: "Bildung für alle und zwar umsonst", "Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Bildung klaut", etc.
Die Polizei verhielt sich zu dieser Zeit vollkommen friedlich und zuvorkommend: den Verkehrsteilnehmern wurde über einen Lautsprecherwagen erklärt, dass es sich hier um eine Demonstration handele, die durch das Recht auf freie Meinungsäußerung gedeckt sei und die Verkehrsbehinderungen bitte zu entschuldigen seien. Sehr vorbildlich, daran könnte sich die Polizei in Marburg und vor allem in Düsseldorf mal ruhig ein Beispiel nehmen!
Schliesslich beim Landesparteitag angekommen, erwartete uns schon die Polizei, vertreten durch wahre Hundertschaften. Das Polizeiaufgebot war vollkommen überdimensioniert: überall standen Polizeibusse und Herren in grün in voller Montur (Weste, Schild, Helm). Es kam zu harmlosen Rangeleien (meines Wissens ohne Knüppeleinsatz) mit den Polizisten, um sich Zutritt zum Landesparteitag zu verschaffen, was den Demonstrierenden aber leider nicht gelang. Anscheinend (???) wurde hier Pfefferspray von der Polizei eingesetzt. Das Gelände war hermetisch abgeriegelt von einer - wie bereits erwähnt - extremen Zahl von Polizisten (z.T. mit Hunden) und Absperrungen, somit war dem Protestzug ein Eindringen leider unmöglich.
Nachdem die Demonstranten dies eingesehen hatte, ging der Zug quer durch die Stadt: es gab Blockaden, Verkehrsbehinderungen und einen kleinen Ausflug über den Markt. Zu dieser Zeit begann auch ein Polizeihubschrauber über der Demo zu kreisen. Schliesslich brach man zum Bahnhof auf, den einige besetzen wollten. Die Polizei riegelte auch diesen ab, allerdings konnten sich einige Studenten durch social hacking Zutritt verschaffen, was dennoch aufgrund mangelnden Willens zu nichts führte. Man versammelte sich also wieder draussen und wartete planlos. Während des Wartens wurden anscheinend mehrere Demonstranten festgenommen. Ich wurde nicht Zeuge dieser Festnahmen, aber Dritte erzählten mir, dass die Festgenommenen mit Flaschen nach Polizisten geworfen hätten...
Nach einiger Zeit zog man dann los Richtung Autobahn. Allerdings versandete auch dieser Vorstoß im Nichts, beschloß der Zug auf halber Strecke wieder umzukehren.
Also wieder zurück zum Landesparteitag, wo die ersten CDU-FuzzisPolitiker gebührend empfangen wurden beim Verlassen des Gebäudes: Sie wurden angeschrieen, beschimpft, man zeigte ihnen die rote Karte, versuchte mit ihnen zu diskutieren, etc. Dabei zeigten einige wenige sogar Verständnis, erzählte mir doch ein CDUler, dass er selbst Udo Corts für einen ArsXX [zensiert] halte, die restlichen blieben scheinbar gelassen und ließen sich nichts anmerken. Nachdem schließlich noch ein paar wegfahrende Autos behindert wurden (die Polizei drückte die Blockierer aber relativ schnell und freundlich zur Seite), zog man zurück Richtung Bahnhof, wo ich die Demonstration verließ, um mit den meisten anderen heim gen Marburg zu fahren.
Evaluation
- Die Mobilisierung hat nicht funktioniert. Wir waren ca. 1500 Demonstranten (die Polizei spricht von 800), was ein absolutes Armutszeugnis ist, waren wir doch schon letzte Woche in Marburg mehr.- Die Organisation läßt zu Wünschen übrig: Es führt zu nichts, wenn wenige einen konkreten Plan haben, den sie umsetzen wollen, der Rest aber nur tatenlos rumsteht. So ist es kontraproduktiv für die Dynamik und Effektivität einer Demo, wenn sich erst stundenlang beraten wird, wohin als nächstes gegangen wird. Evtl. sollte man auch das Mitführen von Walkie Talkies für die nächste Demo überlegen
- mangelnde Entschlußkraft: es bringt nichts, wenn einige auf Hautfühlung mit der Polizei gehen, aber der Rest sich zurückhält. Entweder alle oder keiner, sonst führt das zu nichts.
siehe auch
- CDU-Parteitag unter Protest (Video)
Tags: Studiengebühren, Wiesbaden, Demonstration, Polizei, Koch, CDU, Landesparteitag.
Tja zur Evaluation kann ich dir nur recht geben. SOwas konfuses und unentschlossenes wie heute hab ich lange nicht gesehen. Da standen irgendwelche Leute mit Megas rum die gebrüllt haben, nein wir besetzen nichts, wir laufen weiter über die Strasse oder bleiben alle hier...
Hallo?
Als die CDU-Heinis da raus gekommen sind.. mensch meier... wenn wir mal mehr Leute gewesen wären wäre der Landesparteitag dicht gewesen.. wo waren denn die 5000 Frankfurter bitte??
Was war da los..? und warum verhalten sich alle so unsolidarisch.. wenn an einer seite Bullen aufziehen muss da dicht gemacht werden, wenn wir da an dem Gebäude ankommen müssen wir doch wenigstens die Absperrungen besetzen.. warum sind die Leute alle so zimperlich? Da steht ein Zaun und zwei Bullen und alle halten 3 meter abstand.. ARGH.. -.-
Also eins muss klar sein, wenn wir auf ner Demo was reißen wollen.. muss da VIEL MEHR passieren.
Ich bin bisschen enttäuscht.. -.-
dice schrieb: Wir waren zwischenzeitlich etwa 2500 Leute, denn es kamen auch noch Nachzügler hinzu, sowie Leute, die anfangs einer Parallelroute folgten; allerdings lösten sich dann auch relativ schnell wieder kleinere Gruppen, so dass wir also nur etwa eine Stunde in voller Besetzung demonstrierten.
1500 ist für die meiste Zeit akkurat, 800 dann für die letzten drei Stunden.
Es sollte in Zukunft erkennbar sein von welcher uni/Fh wir kommen (Also aus welcher stadt), wegen ortskundigkeit und vernetzung um evtl. logistische fragen zu klähren (aukleber mit den ersten buchstaben vom Nummernschild?!? des weiteren sollten ankommende von Ortskundigen mit wichtigsten infos versorgt werden (ein zettel mit lageplahn und treff/sammelmöglichkeiten, toiletten Telefonzellen usw.) wäre mal toll ist auch schnelle gemacht und copiert.
mit der mobilisierung müßen wir noch mal schauen.... #
toll wäre auch ein kleines "programm" also wann eine eventuelle besetzung geplant sein könnte und wie sie angekündigt wird. ist zwar scheiße mit den ordnungshütern ... aber wir sind zu unorganisiert und die haben funk und hubschrauber sehen also unsere bewegungen.
walki-talkies sind 'ne sache *g*
so nun genug gesponnen für heute . gruß aus'm fuch-spaß (marburg)
ps. rechtschriebung braucht keiner wenn er 500 euro nicht hat
"(...)den Verkehrsteilnehmern wurde über einen Lautsprecherwagen erklärt, dass es sich hier um eine Demonstration handele, die durch das Recht auf freie Meinungsäußerung gedeckt sei (...)Sehr vorbildlich.(...)"
Also, sorry. Das ist nicht vorbildlich, das ist (inzwischen etablierte) Taktik.
Auf das geheuchelte Verständnis der Polizei kann ich echt gut verzichten: Es dient doch nur dazu die Spaltung der Demonstration leichter zu machen, wenn es mal nicht mehr nach ihren "demokratischen Spielregeln" geht. Das schlimmste ist, das schon auf der Demo (und leider nicht nur da) Leute darauf angesprungen sind und sich über die "Krawallmacher" beschwerten und bei entsprechenden Durchsagen anfingen zu klatschen. Es ist doch das alte Spiel mit den positiven und den negativen Sanktionen...
Ansonsten stimme ich dir bei deinen Einschätzungen aber zu
(Außer das es glaub ich in der tat nicht über 1000 Leutchen gewesen sein dürften)
Also, nicht Spalten und nicht einlullen lassen. Nächste mal wird bestimmt auch das Wetter wieder besser !
Wiesbaden nervt sowieso.
schöne Grüße.
ich seh das auch so, dass die polizei uns die ganze zeit über probiert hat einzulullen und für dumm zu verkaufen.
ich mein, schlimm genug, dass uns die landesregierung mit ihrer gesetzgebung dumm halten will, da brauch ich nich auch noch polizisten, die mir erzählen, wo ich langzugehen hab, was meine rechte sind, usw. sowie es in wiesbaden der fall war.
letztlich glaube ich, haben wir aber etwas erreicht bei der bevölkerung und der parteibasis der cdu (auch wenn die koch wiedergewählt hat), viele sehen speziell dieses gesetz auch sehr kritisch und ich hoffe, dass die stimmung noch weiter umkippt je länger und intensiver wir demonstrieren.
oder wir müssen "einfach" ma n bissl radikaler (stichwort "du bist frankreich") auftreten.
ansonsten, für eine andere (meine) subjektive beschreibung des tags und der demo, schaut meinen blog:
www.myblog.de/schreibtischtaeter