KASSEL. Mit lautem Beifall wurde die nahezu einstimmig beschlossene Fortführung des Streiks der Studierenden an der Universität Kassel bis zum 19. Dezember gestern in der Zentralmensa am Holländischen Platz begrüßt. Zuvor hatten die Studierenden ein Fazit über die Aktionen der ersten beiden Streikwochen gezogen. [Weiterlesen bei: Hessische Allgemeine]

# Samstag, 6. Dezember 2003, 21:50, von moe in Presse

Kommentieren

 
tobiit kommentierte am Sonntag, 7. Dezember 2003, 15:30:
Studiengebühren im Vergleich

Überall in der Welt zahlen die Kunden der Bildungseinrichtungen einen mehr oder weniger kostendeckenden Beitrag. Für die Studenten in Deutschland muß gelten: "Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul!" Daher ist ein Streik auch völlig widersinnig. Streikt nur gegen euer Geschenk!

Pro Semester:
Universität Basel CHF 600.-
Universität Bern CHF 600.-
Universität Freiburg CHF 500.-
Universität Genf CHF 500.-
Universität Lausanne CHF 500.-
Universität Luzern CHF 715.-
Universität Neuenburg CHF 500.-
Universität St. Gallen CHF 700.-
Universität der italienischen Schweiz CHF 2000.-
Universität Zürich CHF 640.-
ETHZ CHF 550.-
EPFL CHF 550.-
Hochschule für Musik und Theater CHF 1000.-
Hochschule für Technik, Wirtschaft und Verwaltung CHF 2220.- (Technik) CHF 4790.- (Wirtschaft und Verwaltung)
Staatliche Universität US$ 13.500,- (Minimum)
Private Universität Harvard US$ 34.000,- (Minimum)
Italien 750 € pro Jahr minimum
...

#
 
moe antwortete am Sonntag, 7. Dezember 2003, 15:47:
Äpfel und Birnen vergleichen

Einerseits sind allgemeine Studiengebühren und Studiengebühren für Langzeitstudenten voneinander zu trennen, um eine sinnvolle Diskussion zu führen. So lehnt zB auch das CHE Gütersloh, welches als einer der Interessenvertreter der deutschen Wirtschaft gilt (und nebenbei sogar allgemeine Studiengebühren befürwortet) Studiengebühren für Langzeitstudenten ab, siehe "Langzeit-Studiengebühren wirken politisch schön".
Du vergleichst hier also Äpfel mit Birnen.
Nebenbei, seit wann ist Bildung ein Geschenk? Ist es nicht eher so, dass die Subjekte sich dem Staat schenken? Schliesslich scheint eine der Hauptaufgaben von Bildung darin zu bestehen, Individuen zu sozialisieren und für das ökonomische System zu selektieren.
Und was willst Du uns eigentlich mit Deiner Volksweisheit "Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul" sagen..? Dass kostenlose Bildung ruhig schlecht sein darf?

#
 
mmm antwortete am Sonntag, 7. Dezember 2003, 15:55:
Diktatur der Ökonomie

Mit "Überall in der Welt zahlen die Kunden der Bildungseinrichtungen einen mehr oder weniger kostendeckenden Beitrag." stellst Du bereits deutlich hervor, dass Du vollkommen vom Standpunkt der totalen Ökonomie her argumentierst. Bildung ist keine Ware und die Besucher dieser Einrichtungen auch keine Kunden.

#
 
seg antwortete am Sonntag, 7. Dezember 2003, 20:06:
Dein Beitrag ist wenig stichhaltig

"Überall in der Welt zahlen die Kunden der Bildungseinrichtungen einen mehr oder weniger kostendeckenden Beitrag."

In Finnland zum Beispiel, dem Pisa-Land Nummer 1, wird den Studenten alles in den A.... geschoben. Und zwar weitaus mehr als hier. Deine Aussage stimmt also schon mal nicht.

"Private Universität Harvard US$ 34.000,- (Minimum)"

An Privatunis wird auch hierzulande gezahlt. Deswegen passen die nicht in eine solche Statistik. Deine Aufstellung enthält also Fehler.

Und überhaupt: Der Bereich, den Du da als kostendeckend beschreibst ist ganz schön groß. Auch, wenn Du es mit "mehr oder weniger" abzuhärten versuchst.

#
 
mpv antwortete am Sonntag, 7. Dezember 2003, 23:07:
Reine Psychologie

Der Satz "Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul" ist schon ein Anfang: Wenn Bildung plötzlich etwas kostet, ist sie etwas wert. Reine Psychologie, wie an der Börse... Nur: Ob sich objektiv an der Qualtität etwas ändert, das steht in den Sternen. Fakt ist: Das Angebot an Akademikern wird verknappt dadurch bzw. mit Geldwert aufgeladen...

#
 
ohohlfeld antwortete am Sonntag, 7. Dezember 2003, 23:43:
Linux ....

Linux ist "kostenlos" ... (ich möchte das jetzt nicht weiter ausführen, Anhänger freier Software verstehen mich schon) und daher nichts wert?
Das Sharewareprogramm für 50 Euro ist also mehr wert als mein kostenloses Linux ?!

#
 
mpv antwortete am Montag, 8. Dezember 2003, 00:06:
Ich nutze selbst gerne Linux :)

Meine erste Linux-Distro habe ich mir 1998 zugelegt. Vielleicht hätte ich die Phrase "ist sie etwas wert" in Anführungszeichen setzen sollen. Ich bin natürlich nicht generell der Meinung, dass der Wert dadurch gesteigert wird. Bzw. sollten wir strukturell erst einmal definieren, welchen Wert wir genau meinen...
Jedoch ist das eben die Psychologie: Wenn Du für etwas Geld investierst, dann wirst Du hinterher Deinem Selbstwertgefühl zuliebe die "Ware" bzw. das "Produkt" oder die "Dienstleistung" mit höherer Wahrscheinlichkeit nicht kritisieren. Denn: Warum bezahlst Du Geld für eine Ware, die nicht ok ist? Je höher der Wert, umso mehr das Prestige, diese Ware zu besitzen.
Bei Linux ist das durchaus vergleichbar - früher kämpfte man sich durch elend lange Manuals und Config-bzwIni-Dateien und war froh, damit zu arbeiten. Zeitaufwand eben -> IT = Invested Time. Auch ein Wert...

#
 
tobiit antwortete am Montag, 8. Dezember 2003, 22:14:
Finnland - Ein Beispiel ???

Finnland ist ja wohl für nach-schulische Ausbildung kein Beispiel.

Finnland als Forschungsstandort ist irrelevant.

Als Wirtschaftsstandort hat Finnland mit einer Arbeitslosenquote von 14% zu kämpfen. Da kann es mit der universitären Ausbildung wohl nicht so weit her sein ... (s. a. http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,270080,00.html )

Wo Motivation durch einen angemessenen Beitrag gezeigt und gefördert wird, ist auch die Forschung und die Arbeitslosenquote niedrig.

Privatunis (die es leider sehr wenig gibt) sind ein Beispiel dafür. Dort studieren Menschen aller Schichten effizient, zielgerichtet und erhalten für ihr Investment eine angemessene Gegenleistung: super Ausbildung, oft einen guten Job und in wenigen Jahren auch mehr als eine Rückzahlung der Investition.

Der Staat bekommt nichts geschenkt, am besten wäre, wenn er sich aus allem heraushielte, und die Bürger sollten ebenfalls nichts geschenkt erhalten. Wir müssen uns gegenseitig helfen ...

... ohne Umweg über den Staat.

#
 
moe antwortete am Montag, 8. Dezember 2003, 23:27:

effizient, zielgerichtet, investment... das hört sich fast so an, als sei es das höchste ziel eines jeden wissenschaftlichen studienganges, direkt und unmittelbar der wirtschaft zu dienen. das hochschulbildung hier dann weder eine demokratie erhaltende, noch dem aufklärerischen menschenbild rechung tragende funktion hätte, sondern einzig und allein zu einem zweckrationalisierten diener einer ideologie, welche sich selbst gegenüber blind geworden ist dienen solle, halte ich persönlich für vermessen.
das wissenschaftliche system komplett dem ökonomischen diskurs zu unterwerfen führt zwangsläufig zu einem verlust wissenschaftlicher erkenntnis.

#