Soeben hatte der Fachbereich 03 (Sozial- und Kulturwissenschaften) der Uni Giessen eine studentische Vollversammlung (VV), wie auch hier bereits angekündigt wurde.

Davor gab es noch eine Sitzung, in der einige Institute aus den Erziehungswissenschaften der Studierendenschaft Alternativseminare vorstellen wollten, in denen es angeblich auch möglich sein soll Scheine zu erwerben und gleichzeitig einen inhaltlichen Protest auszuüben. Der Plan wurde zwar vorgestellt, aber ca. 75% der Lehrenden welche dort mit ihrem "Alternativ-Angebot" verzeichnet waren, hielten es anscheinend nicht für notwendig hierzu an einem Montag in der Versammlung (geschweige denn in der Uni?) zu erscheinen, um diese ihren Studenten auch vorzustellen. Dies lässt meiner persönlichen Ansicht nach einige Aussagen über den immer wieder postulierten "Rückhalt" seitens der Lehrenden zu.
Erwähnen sollte man aber nun vielleicht auch, dass aber auch einige wenige sehr engagierte Lehrende da waren welche viel Zeit und Arbeit investiert haben um über das Wochenende zumindest rudimentäre Seminarkonzepte aus dem Ärmel zu schütteln. Andere Dozenten wiederum propagierten, den Lehrbetrieb wieder aufzunehmen, denn dann würden sie auch zusätzliche Alternativseminare anbieten...

In der Vollversammlung selbst wurde dann nach einiger Diskussion mit einer knappen Mehrheit beschlossen, die unbefristete Blockade der Lehrveranstaltungen in den Gebäuden fortzusetzen. Besser gesagt wurde eine Resolution abgelehnt, welche die Aufhebung der Blockade und die "Solidarisierung" mit Studierenden die sonst einen Schein verlieren würden (?!) vorsah.
Während der Diskussion fielen teilweise Aussagen wie "man kann doch Abends in seiner Freizeit protestieren" und "ich studiere hier doch schliesslich, damit ich auf einen Beruf vorbereitet werde".
Ausserdem wurde von einem Kommilitonen eine weitere Resolution verfasst. Diese beinhaltet, den kompletten Lehrbetrieb wieder aufzunehmen, nur mit dem Unterschied, dass er im öffentlichen Raum stattfinden soll. Diese Resolution wurde mit grosser Mehrheit angenommen.

An dieser Stelle möchte ich, der Verfasser dieser Zeilen, über diesen zweiten Entschluss mein absolutes Unverständnis zum Ausdruck bringen. Abgesehen davon, dass es schlichtweg unmöglich ist, einen kompletten Fachbereich mit abertausenden Studenten seine Lehrveranstaltungen in der Innenstadt abhalten zu lassen, lagen in der Resolution keinerlei konkreten Aussagen zur Umsetzung vor. Daraufhin angesprochen meinte der Antragsteller, man müsse sich eben in den regulären Lehrveranstaltungen in den Uni-Gebäuden treffen um dann zu diskutieren, wie und wo man das Seminar im öffentlichen Raum stattfinden lässt. Nicht nur dass sich dies mit der just zuvor beschlossenen Tatsache, dass die Gebäude ja eben nach wie vor blockiert bleiben sollen widerspricht, wird es meiner Ansicht nach ganz einfach dazu führen, dass 75% der Seminare ganz einfach nach Plan stattfinden werden. Dies ist weder ein Protest per se, noch gibt es den Studenten die sich am Protest beteiligen den nötigen Freiraum, damit ihnen immerhin sowenig Nachteile wie möglich daraus entstehen. Ich hoffe, dass meine Bedenken nicht bestätigt werden!

# Montag, 1. Dezember 2003, 16:04, von moe in Giessen

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moe kommentierte am Dienstag, 2. Dezember 2003, 14:19:
Email vom Dekan FB03

Eben wurde mir eine Mail des Dekans zugeleitet: Sehr geehrte Damen und Herren,

die Studentische Vollversammlung des Fachbereichs 03 hat am Montag, dem
1.12.2003, beschlossen, dass ab sofort die Lehrveranstaltungen inhaltlich
wieder wie geplant, jedoch an öffentlich sichtbaren Orten in der Stadt
durchgeführt werden sollen.

Dazu erkläre ich:

1. Lehrende können generell nicht gezwungen werden, Lehrveranstaltungen an
Orten außerhalb des Universitätsgeländes abzuhalten.

2. Bei solchen Lehrveranstaltungen können, insbesondere aus Wegeunfällen,
haftungsrechtliche Probleme entstehen.

3. Die Verlegung von Lehrveranstaltungen zieht für Lehrende und Studierende
Komplikationen wegen anderer Veranstaltungspflichten nach sich.

Ich muss deshalb dringend davon abraten, diesen Weg zu gehen.

Die Verlegung von Lehrveranstaltungen auf andere Zeiten wirft wegen der oben
angesprochenen Komplikationen ebenfalls Fragen auf. Sie bedarf deshalb der
Absprache mit mir.

Für Rückfragen stehe ich Ihnen gern zur Verfügung.

Gießen, den 2-12-2003

Prof. Dr. Klaus Fritzsche
Dekan des FB 03
Er bestätigt damit genau die Bedenken die ich weiter oben äussere, und die jedem der abstimmenden StudentInnen hätte klar sein müssen.
Was nun?

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