Ganz interessant dürfte die Umfrage von der StuVe in München sein:
Die Studierendenvertretung der Universität München hat heute die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage unter den Studierenden veröffentlicht. Hierbei wurden Fragebögen an 1640 zufällig ausgewählte Studierende verschickt, 606 sendeten die ausgefüllten Bögen zurück. Die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage sind:

52% der Studierenden sind explizit gegen die Einführung von Studiengebühren im Erststudium, weniger als 5% sprechen sich explizit dafür aus.

Schon bei einem Betrag von 500 Euro pro Semester geben 13,5% an, das Studium abzubrechen. Bei 1000 Euro sind es 29,8%, bei 4500 Euro würden mehr als drei Viertel der Befragten das Studium nicht mehr abschließen.

Die voraussichtliche Studienabbrecherquote ist bei Frauen signifikant höher als bei Männern und bei Studierenden, die sich vor allem durch das BAföG finanzieren höher als bei anderen Einnahmequellen.

Die Umfrage in München geht auch explizit auf die in der Debatte immer wieder als sozialverträglich bezeichneten nachgelagerten Studiengebühren ein. Hier würden bei einer Verschuldung von 5000 Euro (10 Semester a 500 Euro) 6,5% das Studium abbrechen, bei 45000 Verschuldung wieder über drei Viertel der Befragten. Die Studie kommt daher zu dem Ergebnis, dass „die Mehrheit der Studierenden (60%) die Entscheidung ihr Studium abzubrechen nicht vom Zeitpunkt der Rückzahlung abhängig machen, sondern ausschließlich von der Höhe der Gebühren.“

Interessant an der Münchner Untersuchung ist ferner, dass eine starke Mehrheit der Studierenden glaubt, dass Studiengebühren Kinder aus bildungsfernen Schichten vom Studium fernhalten. Die Studie untersucht auf 92 Seiten bildungspolitische Einstellungen und sozialpolitische Auswirkungen der derzeit diskutierten Studiengebührenvarianten. „Die Umfrage ist die ausführlichste Studie der letzten Jahre, die sich mit dem Thema Studiengebühren beschäftigt“, kommentiert Klemens Himpele, Geschäftsführer des Aktionsbündnisses gegen Studiengebühren die Veröffentlichung. „Die Umfrage kommt ohne suggestive Fragestellungen direkt zum Punkt und liefert damit ein brauchbares Ergebnis über die Einstellung der Studierenden zur aktuellen Debatte.“

In der Vergangenheit wurden Umfragen meist gezielt eingesetzt, um Stimmung zu machen. „Die Studierendenvertretung in München verzichtet auf solche CHE-Methoden und kommt zu einem entgegengesetzten Ergebnis: Die Mehrheit der Studierenden ist gegen Studiengebühren,“ so Himpele weiter. „Insbesondere wird dem Mythos der Sozialverträglichkeit nachgelagerter Gebühren eine klare Absage erteilt und deutlich gemacht, dass vor allem die sozial Schwachen die Leittragenden von Gebühren sind.“

# Donnerstag, 21. Oktober 2004, 16:09, von hanack in Studiengebuehren

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