Bielefelder Studierende und SchülerInnen kämpfen bis zum Schluß
Über den Willen der Studierenden hinweg, hat der Senat der Universität Bielefeld am letzten Mittwoch (1.2.2006) den Auftrag an das Rektorat erteilt, ein Konzept zur Einführung von allgemeinen Studiengebühren zu erarbeiten. Dabei haben die ca. 17.500 Studierenden lediglich 4 der insgesamt 22 Stimmen im Senat (im Vergleich: ProfessorInnen haben 12, obwohl insg. ca. 250) und sind somit absolut unterrepräsentiert. Unter reger Beteiligung von etwa 3000 Studierenden wurde der relevante Tagesordnungspunkt im AudiMax diskutiert. Die nicht zu übersehende ablehnende Haltung der Studierenden gegenüber dem getroffenen Beschluss - durch häufige Zwischenrufe geäußert - wurde in der Senatssitzung lediglich als störend empfunden und darüber hinaus wurden Gegenargumente konsequent ignoriert. Somit konnte es bei der Abstimmung lediglich 3 Nein-Stimmen der studentischen Senatoren gegen den Beschluss geben.
Aufgrund der undemokratischen Verhaltensweise des ¬Rektors Dieter Timmermann im Vorfeld der Senatssitzung haben ihn AStA und StuPa VertreterInnen noch während der Sitzung zum Rücktritt aufgefordert - unterstützt von „Rücktritt“-Rufen vieler Studierender im Audimax. Mit beispielloser Arroganz ließ das Rektorat diese Forderung unter den Tisch fallen.
Der auf den Senatsbeschluß folgende massive studentische Protest mündete in der Besetzung des Rektorats als spontanes, erstes Zeichen praktischen Widerstands gegen die getroffene Entscheidung und deren Hintergründe. Die zentralen Forderungen der BesetzerInnen sind die Aufhebung des Beschlusses sowie der Rücktritt von Dieter Timmermann. Die Demokratisierung (z.B. mehr studentische VertreterInnen im Senat) der Hochschulgremien ist eine weitere Forderung und somit als unabdingbare Konsequenz des inakzeptablen Entscheidungsprozesses zu verstehen, der sich vollzogen hat
Bis Freitag sind erneut etliche Studierende und weitere Hochschulangehörige zu den BesetzerInnen gestoßen, zudem haben sich mehrere Dutzend SchülerInnen des benachbarten Oberstufenkollegs der Aktion angeschlossen. Mittlerweile beteiligen sich um die 150 - 200 Menschen aktiv in mehreren thematisch aufgegliederten Arbeitsgruppen. Daraus erfolgen öffentliche Aktionen zur Mobilisierung weiterer Studierender und SchülerInnen und zur Schaffung eines breiten Diskussionsforums.
Neben zahlreichen Gruß- und Solidaritätsadressen aus anderen ASten, Gewerkschaften und Parteien äußern sich auch DozentInnen und MitarbeiterInnen der Hochschulverwaltung positiv zu der Rektoratsbesetzung.
Bis zur nächsten Senatssitzung am 3. Mai wird das Rektorat ein Konzept zur Einführung allgemeiner Studiengebühren erarbeitet haben. Studiengebühren in Bielefeld sind also noch nicht rechtskräftig, doch es kann bald soweit sein. Es gilt nun weiterhin den Protest aufrecht und konstruktiv zu halten und darüber hinaus weiter auszubauen.