Immer wieder preist man aus Politikerkreisen die Vorteile des kreditfinanzierten Studiums. Mithilfe von Krediten sei es demnach für Alle möglich, ihr Studium zu bezahlen. Dass die kreditvergabe durch private Banken auch marktwirtschaftlichen Prinzipien unterliegt, bleibt dabei gern unerwähnt. Abgesehen davon, dass horende Summen an Zinsen an den Kreditgeber abgeführt werden müssen, ist dieser natürlich bestrebt, sein Geld nur an solche Kunden zu verleihen, die auch in absehbarer Zeit in der Lage sind, die geborgten Kohlen zurück zu zahlen, bzw. das entsprechende Bürgschaftskapital vorzuweisen haben. Die neoliberalen Bildungstheoretiker haben uns ja schon vorgerechnet, wie die verschiedenen Studienfächer unter dem Bewertungskriterium "volkswirtschaftliche Rendite" (d.h. die durch Steueraufkommen gedeckten Kosten des Studiums in Relation zu den im späteren Beruf abgeführten Steuern) bewertet werden müssen. Da stehen Juristen laut einer Studie der Herrhausen-Gesellschaft mit 6,94 % volkswirtschaftlicher Rendite selbstverständlich besser da als beispielsweise die Germanisten, die mit -6,76 % keinerlei geldwerten "Nutzen" für die Wirtschaft haben. Solcherlei Bewertungsmaßstäbe werden natürlich auch die Banken anwenden müssen, die vor allem darauf aus sind, dass die vergebenen Kredite wieder zurückgezahlt werden. BWLer, Zahnmediziner und Juristen sehen da natürlich besser aus als werdende Sozialpädagogen oder Philosophen. Wer mit leeren Taschen kommt und auch nach dem Studium aufgrund arbeitsmarkttechnischer Schlieflagen schlechte Aussichten auf gutbezahlte Jobs hat, der wird sich zumindest ganz hinten anstellen dürfen bei der Kreditvergabe.
Gerd Köhler, Leiter des Vorstandsbereichs Hochschule und Forschung bei der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) heute in der Frankfurter Rundschau:

"Schnäppchen-Jäger unter den Banken und Kreditinstituten buhlen schon um Studierende aus den "marktgängigen" Fachbereichen. Ihre Berufschancen sind hoch, für ihre Kreditgeber sind sie "kleine" oder gar keine Risiken. Für die "Risiko-Studierenden" aus den Sozial- und Kulturwissenschaften soll der Staat gerade stehen, was der aber nicht kann oder will. Das amerikanische Beispiel zeigt, dass vor allem die Banken profitieren; sie verdienen für jeden geliehenen Dollar einen weiteren dazu - durch "marktkonforme Zinsen"."

# Montag, 31. Januar 2005, 14:05, von hoss

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