Leider sind wir Deutschen nicht so kostenbewußt erzogen worden wie die Engländer oder die Amis. Dort gibt es keine höhere Bildung ohne dicke Brieftasche.
Wir sind allerdings eine soziale Marktwirtschaft - d.h. auch ich finde, wer sein Erststudium in der Regelstudienzeit durchboxt, sollte nichts bezahlen müssen.
Jeder der länger studiert oder weitere Fächer angeht sollte aber schon zur Kasse gebeten werden. Die momentane Staffelungsidee ist ein guter Anfang. So produziert man finanziellen Druck bei Langzeitstudenten.
Sobald aber ein Student Studiengebühren zahlen muss, darf auch eine vom elterlichen Einkommen unabhängige Finanzierungsmöglichkeit nicht fehlen. Soziale Gerechtigkeit muss in jedem Fall gewährleistet werden.
Günstige Studentenkredite wären ein Schritt in die richtige Richtung. Dabei ist es nicht nötig, wie beim BaFög das elterliche Einkommen, sondern der Bank einen realen Studienplan und ein berufliches Ziel darzulegen, in das sie finanzieren soll. Staatliche Förderungsprogramme für gute Leistungen oder staatliche Studienkreditversicherungen sollten das Programm begleiten.
Bisher übernimmt der Staat die Auslagen für Bildung. Wenn der Studierende auf Pump studiert (ohne Bürokratiehürden wie beim BaFög) und das benötigte Geld, inklusive Zinsen, zurückzahlt, wenn er eine Arbeit gefunden hat, haben beide Parteien was sie wollen.
Wir Studierende haben die soziale Gerechtigkeit, denn jeder kann so einen Kredit bekommen, und der Staat hat seine Studiengebühren.
Was ich dann aber fordere sind:
- Die Gebühren kommen ausschließlich der Bildungseinrichtung zugute !!!!!
- Das Geld verschwindet nicht in dubiosen staatlichen Töpfen, die nur der Diätenerhöhung dienen.
- Die Studierenden haben Einblick in der Finanzhaushalt der Hochschule und können sich davon überzeugen, dass das Geld richtig verwaltet und verwendet wird.

Ohne diesen Verwendungsnachweis bin ich nicht bereit einen Cent Studiengebühren zu zahlen, weil ich glaube, dass die entscheidenden Gremien der hessischen Landesregierung das Geld aus Studiengebühren für ihre studienfremde oder sogar private Interessen einsetzen wollen. Ich persönlich traue Politikern nicht weiter, als ich sie werfen kann. Nach der Wahl geht es nur noch darum, sich die eigenen Taschen voll zu stopfen, damit man irgendwann dabei erwischt wird und mit einer dicken Abfindung und einer supersaftigen Rente abtritt. Derweil gibt's Kaviar und Champagner auf Staatskosten und nach dem Abtritt kommt noch der eigene Benz dazu.
Ich bin dafür, dass jeder Politiker nur noch Golf als Dienstwagen fährt und sämtliche Luxusartikel von allen Einkaufslisten der Regierung gestrichen werden. Dann braucht man wahrscheinlich keine Steuerreform, keine Studiengebühren und es gibt plötzlich keine Milliardenlöcher im Haushalt mehr.
Sparen sollen immer nur diejenigen, die sich schlecht dagegen wehren können - die kleinen Leute.
Der Herr Minister kauft seiner Frau den Nerz und schlürft Dom Perignon und läßt den MegaBenz jeden Tag volltanken ohne mit der Wimper zu zucken - das zahlen die schon, die kleinen Steuerzahlerwichser. Ansonsten bitten wir eben noch die Arbeitslosen, die Rentner und die Studenten zur Kasse - dann können wir unseren Luxus schon weiter finanzieren.
Mich stört nicht, dass gespart werden muss, sondern nur: wer sparen muss und wer dabei weiter Geld wegschmeissen darf.

# Sonntag, 4. Januar 2004, 13:44, von michabe in Studiengebuehren

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moe kommentierte am Sonntag, 4. Januar 2004, 17:33:
Hallo!?!

ich teile Deine Ansicht nur am Rande. Nach wie vor machen gerade die Studiengebühren für Langzeitstudenten keinen Sinn, ich verweise hier mal wieder auf das CHE-Interview "Langzeit-Studiengebühren wirken politisch schön": [...] man kann sogar davon ausgehen, dass Langzeitstudenten häufig keinen Cent mehr kosten als Kurzzeitstudenten. Sie sind oft Teilzeitstudenten, die nebenher arbeiten oder Kinder haben und deswegen nicht Vollzeit studieren. Sie besuchen nur einen Teil der Veranstaltungen, die sie eigentlich in einem Semester besuchen müssten. Daher kosten sie natürlich überhaupt nicht mehr, da sie die Leistung der Hochschule in gleichem Umfang beanspruchen, aber über eine längere Zeit gestreckt. Und von wegen "So produziert man finanziellen Druck bei Langzeitstudenten": Ganz genau! Ich muss jetzt nächstes Semester einen Tag zusätzlich arbeiten, nur um 700€ zu verdienen die ich dem Land Hessen zinslos leihen muss, und dann ja wiederbekomme wenn ich vor 2005/2006 fertig werde. Erstens ist das ein totaler Schwachsinn, zweitens führt es Herrn Corts' Zahlen über seine angeblichen Einnahmen absolut ad absurdum.

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djo antwortete am Dienstag, 6. Januar 2004, 23:43:
Ganz meine Meinung

Vor allem, da es keine Übergangsfrist gibt für uns Langzeitstudies. Entweder wird die Kohle beschafft und rausgerückt - oder peng, weg bist Du!
Ein zinsloses Darlehen, ähnlich einem BaFÖG zur Begleichung der temporären Gebühren - das wurde nie angedacht.
Ich bin Selbständiger - und die Zeiten sind eh hart genug. Das sind zusätzliche Sonderbelastungen, die heftig heftig an die Substanz gehen. Bei mir sind das nämlich pro Semester 900€, die ich erst mal nicht reinvestieren kann.
Mal angenommen, ich sei ein Weichei und würde die Selbständigkeit sein lassen - hätte also keine Eigenmotivation, keinen Willen und keine Hoffnung - dann wäre ich nach Willen des Herrn Corts ab SoSe2004 arbeitslos und Ex-Studie...
Tja - so kurbelt man also die Wirtschaft des Landes Hessen an...
Nun - ich bin aber sicher, noch andere Studies in meiner Situation zu finden und hoffe auf Kooperationen und Networking!!!

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djo antwortete am Dienstag, 6. Januar 2004, 23:50:
PS

Der derzeitigen Landesregierung gehört normal der Verfassungsschutz hinterhergeschickt samt Bundesrechnungshof!
Ist ja auch schon fast gegen §1, was hier läuft - aber was soll man schon erwarten, wenn der Haushalt schon zweimal gegen die Verfassung verstossen hat. Wie der Herr, so das Gescherr...

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djo antwortete am Dienstag, 6. Januar 2004, 23:54:
PPS

Ich möchte hier nicht erwähnen, welche Töne dank der Massensuggestion und Hirnwäsche hier im Kreise meiner Familie an Weihnachten zu hören waren bezüglich der prekären wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Situation.
Feierlich war es nicht unbedingt - aber als Sündenbock ist man ja schnell auserkoren zur Zeit, besonders in Beamtenhaushalten, die Selbständigkeit eh nicht ehren...

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arc antwortete am Mittwoch, 7. Januar 2004, 12:35:
@Familie

Jepp, kenne ich auch von mir. Da ist es dann auch ganz egal, dass ich seit 3,5 Jahren selbstfinanziert studiere - fertig sein müsste ich ja schon längst, Langzeitstudis sind ja alle faul und Studenten an sich eh wohlhabend :-(

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djo antwortete am Mittwoch, 7. Januar 2004, 15:15:
"Die anderen sind ja schon lange fertig"

Auch alle ohne BaFög, seit dem zweiten Semester mit mind. einem Job am Hals, seit drei Jahren mit Existenzgründung/-sicherung beschäftigt, alle auch auf Magister studierend ...
Manchmal ist das Matching so schief, dass man sich einfach auf die Zunge beissen muss, um Konflikten aus dem Weg zu gehen. Irgendwie schaffen es die Herren und Damen Populisten beim Thema Langzeitstudies, Massenhalluzination zu bewerkstelligen.

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djo antwortete am Mittwoch, 7. Januar 2004, 15:42:
Am meisten ärgert mich aber

dass es in diesem Land wohl keinen renommierten Politiker, geschweige denn Intellektuellen von Rang und Namen gibt, der sich bemüssigt fühlt, ein Mandat zugunsten der "Langzeitstudenten" zu ergreifen öffentlich und nachhaltig.
Alleine schon das Wort "Langzeitstudent" - das klingt wie "Langstreckenbomber" oder "Langzeittherapie". Dabei ist Institutionalismus gerade bei anderer Klientel auszumachen!
Irgendwie scheint sich jeder Politiker momentan davor zu fürchten, für eine objektive Debatte zum Thema zu stehen.
Naja - vielleicht sind die unabwendbaren Gebühren ja gut dafür, dann zumindest der Union nichts mehr schuldig sein zu müssen!

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